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Montag
20.12.2004

Nach Ansicht dreier Tessiner Grossräte soll sich das Filmfestival in Locarno für die Meinungsfreiheit einsetzen: Sie fordern, dass der Film «Submission» des ermordeten holländischen Regisseurs Theo Van Gogh auf der Piazza Grande aufgeführt wird. Die Tessiner Grossräte Umberto Marra (SVP), Lorenzo Quadri (Lega) und Iris Canonica (SP) haben sich zusammen mit zwei weiteren Lokalpolitikern in einem offenen Brief an Festival-Direktorin Irene Bignardi gewandt. Es gehe darum, dass das Filmfestival ein Zeichen setze und die Meinungsfreiheit verteidige, schreiben die Tessiner Grossräte.

Irene Bignardi habe den Kurzfilm von Van Gogh bisher noch nicht gesehen, sagte Festival-Präsident Marco Solari am Montag auf Anfrage der SDA. «Frau Bignardi hat bei der Auswahl der Filme freie Hand. In speziellen Fällen spricht sie sich mit dem Präsidium ab», erklärte Solari. Über den Film «Submission» habe man bisher aber noch nicht gesprochen. SVP-Grossrat Marra zweifelt, dass Bignardi den Mut aufbringt, das Werk zu zeigen, das Van Gogh das Leben gekostet hat: «Der Film passt nicht zu ihrem multiethnischen Stil», sagte Marra. Ziel des offenen Briefes sei es, das Filmfestival für die Thematik der bedrohten Meinungsfreiheit zu sensibilisieren. Eine Aufführung von «Submission» hätte für Locarno zudem einen enormen Werbeeffekt, denkt Marra: «Mit diesem Film würde Locarno weltweit Schlagzeilen machen.»

Der Islamkritiker Van Gogh war am 2. November in Amsterdam ermordet worden. Als mutmasslicher Täter wurde ein radikaler Islamist marokkanischer Herkunft festgenommen.