Die Medien sind in den Augen der meisten Parlamentarier in Deutschland im hohen Masse mitverantwortlich für den Vertrauensverlust zwischen Politik und Öffentlichkeit. Einer Umfrage zufolge sehen 97% der Abgeordneten einen Grossteil der Verantwortung für die Politikverdrossenheit in der Berichterstattung. Dies berichtete «Spiegel Online» am Dienstag.
Die «Art, wie Journalisten über Politik berichten» ist nach Meinung der Bundestagsmitglieder eine der Hauptursachen für den Vertrauensverlust zwischen Politik und Öffentlichkeit. Bei einer Umfrage des Wissenschaftszentrums Berlin für Sozialforschung (WZB) stimmten 97% der befragten Parlamentarier einer entsprechenden Aussage zu. Erst danach nannten 89% «überzogene Versprechungen von Politikern» und die Tatsache, dass es den Wählern immer schwerer falle, «klare Unterschiede zwischen den Parteien zu erkennen» (80%).
Erst auf Platz 4 der Ursachen-Skala rangierten nach Meinung von 78% der Abgeordneten die «Affären und Skandale, in die Politiker verwickelt waren». Den Vertrauensverlust hielten 83% für gefährlich für die zukünftige Entwicklung des politischen Systems in Deutschland. Fast 80% der Abgeordneten nahmen an, dass die Bürger heute weniger Vertrauen in Politiker und Parteien haben als vor 15 bis 20 Jahren. Nach Einschätzung des WZB-Politikwissenschaftlers Bernhard Wessels waren sich die Befragten im Klaren, dass verlorenes Vertrauen nur schwer wieder gewonnen werden könne.
Dienstag
15.03.2005