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Freitag
04.11.2005

Weil die Fraktion der Grünen im deutschen Bundesrat eine Anfrage betreffend den «Cicero»-Journalisten Bruno Schirra eingereicht haben, wirft dieser der Parlamentariergruppe vor, ihn in Lebensgefahr zu bringen, was diese wiederum bestreiten. «Wir behaupten keine Tatsachen, sondern hinterfragen die Beziehung zwischen dem Bundeskriminalamt (BKA) und Schirra», sagte der Parlamentarische Geschäftsführer der Grünen-Fraktion, Volker Beck. Dies geschehe wegen der «etwas nebulösen Aussagen» von BKA-Präsident Jörg Ziercke im Bundestags-Innenausschuss. Dieser habe mehrfach das «besondere Vertrauensverhältnis» zwischen seiner Behörde und dem Journalisten hervorgehoben. Dies solle jetzt genauer untersucht werden.

Beck hatte am Wochenende angekündigt, dass seine Fraktion vom Bundesinnenministerium in einer Kleinen Anfrage Auskunft über die Beziehungen zwischen dem BKA und Schirra verlangt. So soll das BKA offenlegen, ob es in der Vergangenheit von Informationen Schirras, der unter anderem im Nordirak und im Nahen Osten gearbeitet hatte, profitierte und ob der Reporter gegebenenfalls für diese Informationsbeschaffung Gegenleistungen erhielt. Schirra wies dies mehrfach zurück. Zudem machte er unter anderem Beck schwere Vorwürfe, ihn mit der Veröffentlichung der Ziercke-Äusserungen in eine ernste Lage gebracht zu haben. In den Kreisen, in denen er über Terror recherchiere, komme die Bemerkung Zierckes «einem Todesurteil gleich», sagte Schirra laut «Spiegel Online».

Schirra war in den Fokus der Ermittler geraten, nachdem er in dem Magazin «Cicero» einen Artikel publiziert hatte, in dem er ausführlich aus einem internen Papier des BKA zitierte. Daraufhin hatte die Staatsanwaltschaft Potsdam die Durchsuchung sowohl der Redaktionsräume von «Cicero» wie auch der Privaträume Schirras angeordnet, um die undichte Stelle im BKA ausfindig zu machen. Die Staatsanwälte werfen Schirra und «Cicero»- Chefredaktor Wolfram Weimer Beihilfe zum Geheimnisverrat vor. - Mehr dazu: Deutsche Zeitungsverleger kritisieren Otto Schily, «Cicero»-Durchsuchung wird zum Politikum und Schily verteidigt Durchsuchung der «Cicero»-Redaktion