In seinem soeben erschienenen Buch «Der kulturindustrielle Machtkomplex - Neue kritische Kommunikationsforschung über Medien, Werbung und Politik» befasst sich der Frankfurter Soziologe Dieter Prokop mit dem Bild des Konsumenten in den Köpfen der Medienmacher und -forscher. Er kritisiert dabei einseitige Vorstellungen von einer Masse, der nur durch Tricks und Manipulationen Aufmerksamkeit abgerungen werden kann. Der Autor hält den kommerziellen Weg, den ein Teil der Kommunikationsforschung eingeschlagen hat, für grundfalsch. Das Entwickeln immer ausgefeilterer Medientrainings und PR-Kampagnen für Politiker und Manager kann für ihn nicht Aufgabe der Wissenschaft sein. Im Gegenteil, so Prokop, macht sie sich dadurch «zu einem treuen Diener derer, die Konsumenten oder Wähler manipulieren wollen und das Geld und die Macht haben, sich die entsprechende Forschung zu kaufen».
Stattdessen setzt Prokop auf die kritische Kommunikationsforschung. Sie hat zur Aufgabe, die Strategien und Verflechtungen innerhalb des kulturindustriellen Machtkomplexes zu durchleuchten. Prokop stellt überzeugend dar, wie eng die Interessen von Werbung und Politik miteinander verschlungen sind und welch abschätziges Bild vom Menschen in diesem Bereich reproduziert wird. Der Verstand der Menschen wird ignoriert, Inhalte werden zunehmend über Gefühle und Stimmungen vermittelt. Getreu dem Motto «Gefühle ansprechen, ausbeuten, wegwerfen» steht die effektive Vermarktung von Aufmerksamkeit im Vordergrund.
Dieter Prokop: «Der kulturindustrielle Machtkomplex - Neue kritische Kommunikationsforschung über Medien, Werbung und Politik, Herbert von Halem Verlag, Köln, 222 S., 24 Euro, ISBN 3-938258-12-8
Montag
26.09.2005