Sie hat Pfiff, Frische und sich etwas Kindliches bewahrt: Pipilotti Rist mäanderte in den letzten Wochen durch alle Medien. Grund ist ihr erster Spielfilm «Pepperminta», der soeben in den Schweizer Kinos angelaufen ist. Die Künstlerin stattet eine naive Fantasy- und Heilsgeschichte mit allerlei Faxen und Farben aus. Ihre Heldin Pepperminta - ein quirliges Geschöpf zwischen Pumuckl und Pippi Langstrumpf - animiert zu allerlei rahmensprengenden Taten und Befreiungsaktionen. Die Figur spiegelt eine Menge von ihr selbst wieder.
Aber, so sagt «Pipilotti», deren Spitzname heute ihr Künstlername ist, in der «SonntagsZeitung»: «Sie ist nicht so wie ich bin, sondern so, wie ich gerne wäre.» Dafür wird die Filmerin von manchen Kritikern in den himmelblauen Himmel gelobt: «Herzzerreissend schön, prächtig und liebevoll», jubelt der «Tages-Anzeiger». Ihr erster Langspielfilm mache sie endgültig auch zur Pop-Prinzessin, meint der «Züritipp». Denn der Film habe alles, um ein Publikum ausserhalb der Kunstwelt zu begeistern: eine wohlkalkulierte Mischung aus Erotik und Ekel, eine üppige berauschende Ästhetik und eine Botschaft, die zu Selbstverwirklichung aufruft. Die «Schweizer Familie» schwärmt von einer «farbenprächtigen Ode an die Unbeschwertheit».
Und doch ist es, wie so oft: Die Kritik schönt und nur wenige kratzen am schönen Schein. Immerhin liess sich Mohan Mani in der Gratiszeitung «20 Minuten» nicht verklären und bilanzierte: «Im Kunstfilmforum wärs ein Hit, als Langfilm leider nicht.» Wenn Künstler Filmkunst machen wollen, langweilen sie oft, so auch Pipilotti Rist mit ihrem ausschweifenden Filmtrip, resümiert Rolf Breiner, Kinokritiker des Klein Reports.
Pipilotti jongliert mit der Technik, mit Fantasien und Tabus, erntete am Filmfestival von Venedig (geteiltes) Lob und will nun die Schweizer und die internationalen Kinos erobern. Das dürfte schwierig werden. Die Filmsendung «Box office» des Schweizer Fernsehens brachte es auf den Punkt: «Das ist hübsch, aber zu wenig fürs Kino.»
Samstag
12.09.2009