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Freitag
02.02.2007

Eigentlich war diese Laudatio bereits für den vergangenen September am Verlegerkongress in St. Moritz vorgesehen gewesen, doch die Verleihung des Titels «Verleger des Jahres» an den Chef der «Aargauer Zeitung», Peter Wanner, war damals aus nie völlig erhellten Gründen verschoben worden. Verschoben auf vergangenen Mittwochabend, und es hat sich gelohnt, auf das Loblied von NZZ-Inlandchef Matthias Saxer zu warten. Dass Wanner die «redlich verdiente Auszeichnung» am selben Anlass erhielt, an dem die Zeitschrift «der Schweizer Journalist» auch die Journalisten des Jahres prämierte, «mag ihn sogar freuen, ist er doch ein Verleger mit einer journalistischen Ader», hielt Saxer gleich eingangs fest.

Peter Wanner erhalte den erstmals verliehenen Titel «Verleger des Jahres» nicht deshalb, weil er seinen Hausschlüssel verlegt habe, kalauerte Matthias Saxer munter, und «weil in unseren verlegerarmen Zeiten unterdessen alle richtigen Verleger an der Reihe gewesen sind», sondern weil er einen langen Atem habe und es liebe, «das Feld von hinten aufzurollen». So habe er sich nach einem (etwas langen) Studium noch unter der Aegide seines Vaters erst einmal mit Lokalradio und Regionalfernsehen befasst und sich im Kerngeschäft als Junior-Verleger weise zurückgehalten.

Dann aber drehte Peter Wanner auf und machte laut Matthias Saxer «aus dem kleinen `Badener Tagblatt` im Laufe der letzten beiden Jahrzehnte mit der heutigen `Mittelland-Zeitung` ein Cross-Media-Unternehmen mit der viertgrössten Tageszeitung der Schweiz.» 210 000 Abonnenten und 450 000 Leser illustrieren diese Qualifikation. Der Lobredner zeichnete die schrittweise Ausweitung des Mittelland-Gebiets über die Aargauer Grenzen hinaus nach Solothurn und bis ins Baselbiet nach und kam auch auf die angekündete Sonntagsausgabe dieser Blätter zu sprechen. Dies sei wohl der Grund für den (Aargauer) Ringier-Verlag gewesen, den Chefredaktor des «SonntagsBlicks» auszuwechseln, spekulierte er maliziös.

Den Grund für Peter Wanners Erfolge suchte der frühere «Badener-Tagblatt»-Journalist Matthias Saxer darin, dass Wanner kein Drucker sei, «sondern ein leidenschaftlicher politischer Publizist». Er habe das verdiente Geld in die Redaktionen gesteckt und nicht immer in neue Druckanlagen, was in den Zeiten des grassierenden Gratis-Content-Denkens keine Selbstverständlichkeit sei. Aus historischen Gründen sei eine Schweiz mit publizistisch aufgeteiltem Aargau durchaus denkbar, aber es sei «das staatspolitische und verlegerische Verdienst von Peter Wanner», dass «Tages-Anzeiger», «Berner Zeitung» und «Basler Zeitung» nicht mit einem Aargauer Regionalsplit erscheinen. - Mehr dazu: Vom praktischen Nutzen eines Kongresses