Wider den sprachlichen Modernisierungsdrang: Auch dem deutschen PEN-Präsidenten gilt Gottfried Keller als literarische Stilikone. Die deutsche Sektion des Schriftstellerverbandes PEN und allen voran der PEN-Präsident Johano Strasser haben die unverzügliche Rücknahme der seit 1998 geltenden Rechtschreibreform gefordert. Auch die bereits daran vorgenommenen Anpassungen hätten zu keiner wirklichen Reform der Neuregelung geführt, hiess es in einem Antrag des Präsidiums, den die 150 Teilnehmer zum Ende ihrer Jahrestagung am Samstag in Potsdam verabschiedeten.
Scharf verurteilte die Vereinigung auch die Tendenzen einiger Verlage, Werke der deutschen Literatur zu «modernisieren». Der Beirat zur deutschen Rechtschreibung habe sich als «weitestgehend untaugliches Organ zur Vertretung der professionell Schreibenden erwiesen», kritisierte der PEN weiter. Bei einigen Verlagen erschienen Werke mit dem Hinweis «dem modernen Deutsch angepasst und angemessen gekürzt», kritisierten die in Potsdam versammelten Autoren. «Wir sehen darin einen nicht hinnehmbaren Umgang mit dem literarischen Erbe, der stilistische Mittel und künstlerische Eigenarten der Autoren missachtet und so eine angemessene Rezeption verhindert.» Als Beispiel nannte der am Freitag wiedergewählte Präsident des deutschen PEN-Zentrums, Johano Strasser, einen Dichter aus der Schweiz: Gottfried Keller (1819-1890). Es wäre fatal, dessen besonderen Stil «wegzuglätten». «Das ist eine Vergewaltigung der Sprache», sagte Strasser der Nachrichtenagentur dpa.
Sonntag
16.05.2004