Bundesrat Pascal Couchepin nannte am Freitag bei seinem Besuch in Locarno «Qualität und Popularität» als wichtigste Ziele für den Schweizer Film. Zudem will er das System der Promotion effizienter gestalten. Zusammen mit Jean-Frédéric Jauslin, Direktor des Bundesamtes für Kultur (BAK), und Nicolas Bideau, ab 1. Oktober neuer Leiter der Sektion Film im BAK, hat Couchepin am Filmfestival Locarno neue Leitlinien für den Schweizer Film vorgestellt. Er betonte, dass sich der Bundesrat für den Schweizer Film engagiere. Insgesamt stünden in der Schweiz rund 100 Mio. Franken für den Schweizer Film zur Verfügung. «Das ist nicht wenig», sagte der Kulturminister.
Für den neuen BAK-Direktor Jean-Frédéric Jauslin heisst das, dass man Prioritäten setzen müsse, also das vorhandene Geld auf weniger Produktionen konzentrieren und nicht weiterhin nach dem Giesskannenprinzip vergeben solle. Er sprach von einer globalen Vision der Kultur, die nicht zwischen elitär und populär unterscheide. «Die Kultur ist ein Ganzes», betonte er. Jauslin plädierte zudem für mehr Effizienz, auch in den Förderkommissionen. Nicolas Bideau, bis Ende September noch im Dienst von Aussenministerin Micheline Calmy-Rey im Kompetenzzentrum für Kulturaussenpolitik, präzisierte die Leitlinien von Couchepin und Jauslin.
Der Schweizer Film habe ein Imageproblem. «Die Jungen kennen den Schweizer Film nicht mehr», beklagte er die Situation. Darum müsse man aufhören, die Subventionen breit zu verteilen. Wichtig sei die Konzentration der Mittel, sagte Bideau. Auch in der Schweiz solle es in Zukunft möglich sein, Filme mit Budgets von 3 bis 4 Mio. Franken herzustellen. Bisher konnte der Bund maximal 1 Mio. Franken beisteuern. Zudem sprach sich Bideau für die Förderung des Nachwuchses aus. «Ich kenne die neuen Talente gut», sagte er. Man müsse sich bei der Filmförderung auf «die besten Autorenfilmer des 21. Jahrhunderts» konzentrieren.
Sein Ziel sei, den Marktanteil des Schweizer Films, der gegenwärtig bei 2% bis 3% liegt, «auf 5% bis 10% zu erhöhen», sagte Bideau weiter. Es gehe um einen «Dialog mit dem Publikum». Auch im Ausland müsse der Schweizer Film erfolgreicher werden. Um dies zu erreichen, müsse das gegenwärtige Fördersystem überdacht werden. Er werde neue Modelle prüfen, wobei er auch das Intendantensystem, bei dem eine einzelne Person über die Fördergelder entscheidet, nicht ausschliesse. Das Ziel seien «films populaires de qualité», populäre Qualitätsfilme, betonte Bideau.
Gegenwärtig stehen im BAK 35,5 Mio. Franken für den Schweizer Film zur Verfügung. Ab 2006 kommen 7 Mio. pro Jahr für die Förderung im Rahmen des EU-MEDIA-Programms hinzu. Siehe auch: Sektion Film im Bundesamt für Kultur mit neuem Chef
Freitag
05.08.2005