Die «New York Times» hat einen brisanten Artikel zum Erkenntnisstand britischer Ermittler über die geplanten Anschläge auf Transatlantikflüge zensuriert und dem britischen Publikum vorenthalten. In einem ungewöhnlichen Schritt hat das Blatt den elektronischen Zugang geografisch gefiltert und den Artikel weder in der eigenen internationalen Printausgabe noch in der «International Herald Tribune» veröffentlicht, die beide nach Grossbritannien geliefert wurden. Im besagten Bericht kommen die Autoren der «New York Times» aufgrund ihrer Recherchen zum Schluss, dass der «vereitelte» Anschlagsplan keineswegs unmittelbar bevorgestanden habe, wie die britischen und amerikanischen Ermittlungsbehörden und Regierungen damals sagten.
Das Online-Magazin «Telepolis» des deutschen Verlages Heinz Heise kritisierte, die Zeitung begründe auf diese Weise das Errichten von virtuellen Mauern und behindere den viel propagierten freien Fluss von Informationen. «Telepolis» verglich die Praxis der Internet-Zensur mit derjenigen von Ländern wie China. Der Zugang zur Online-Ausgabe der US-Zeitung wurde für britische Internet-Nutzer gesperrt, weil Juristen dazu geraten hätten, heisst es in einer beim Abrufversuch erscheinenden Meldung. Die britischen Gesetze würden die Veröffentlichung von Informationen aus einem Verfahren verbieten, die sich nachteilig für die Angeklagten auswirkten, ist da zu lesen.
Eine Stichprobe der Nachrichtenagentur SDA mit einem Internetanschluss in London zeigte, dass die Massnahme noch immer greift. In der Schweiz hingegen war er mittels eines kostenlosen Zugangs zum New Yorker Blatt problemlos abrufbar.
Freitag
08.09.2006