Das Kopftuchverbot an staatlichen französischen Schulen soll ungeachtet des Ultimatums extremistischer islamischer Geiselnehmer angewendet werden. Das Gesetz mit dem Verbot zum Tragen auffälliger religiöser Symbole sei ein «Beispiel für die ganze Welt», weil es «die Werte der Toleranz und der freien Religionsausübung im Respekt für die anderen» verteidige, sagte Regierungssprecher Jean-François Copé am Montag dem Fernsehsender Canal Plus.
Das Verbot tritt mit dem Schuljahresbeginn am Donnerstag in Kraft. Die Entführer zweier französischer Journalisten hatten am Wochenende gefordert, das Gesetz müsse bis Montagabend aufgehoben werden. Aussenminister Michel Barnier begann unterdessen seine kurzfristig beschlossene Nahost-Reise. Vor der Presse in der ägyptischen Hauptstadt Kairo rief er die Entführer zur Freilassung seiner verschleppten Landsleute auf.
Zugleich gab er bekannt, dass der Generalsekretär des Aussenministeriums, Jean-Pierre Lafon, noch am Montag nach Bagdad reisen werde, um die Bemühungen der dortigen französischen Botschaft zur Beilegung der Geiselkrise zu verstärken. Der französische Präsident Jacques Chirac verschob wegen der Geiselnahme seine Abreise zum Dreiergipfel mit dem deutschen Kanzler Gerhard Schröder und dem russischen Präsidenten Wladimir Putin im südrussischen Badeort Sotschi.
Chirac werde nicht ab Montagabend, sondern erst ab Dienstagmorgen am Gipfel teilnehmen, teilte das Präsidialamt am Sonntagabend mit. Der Präsident hatte die Entführer in einer Fernsehansprache zur Freilassung der Geiseln aufgerufen. Dieselbe Forderung erhob der sunnitische Rat der Religionsgelehrten («ulemas») im Irak. Sprecher aller Parteien und der muslimischen Gemeinde in Frankreich verurteilten die Entführung. Die Journalisten waren vor einer Woche auf dem Weg in die belagerte Stadt Nadschaf verschwunden. In der Gewalt der Geiselnehmer befinden sich Christian Chesnot, freier Mitarbeiter von Radio France und Radio France Internationale (RFI), und Georges Malbrunot, Nahost-Korrespondent von «Ouest France» und «Figaro».
Montag
30.08.2004