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Mittwoch
13.06.2007

Zum Abschluss der Verlegertagung 2007 der Publicitas «P» äusserte sich am Mittwochnachmittag der CEO der Publigroupe, Hans-Peter Rohner, über die neue Strategie des Vermarktungskonzerns. Ausgehend vom Medienkonsum in der Schweiz wies er auf die Wichtigkeit der Zeitungen hin. Die Tagespresse bleibe das «glaubwürdigste» Medium, so Rohners Kommentar, und zwar mit einem Prozentanteil von 43 Prozent. Das öffentlich-rechtliche Fernsehen, also die SRG-Programme, erreichen in Sachen Glaubwürdigkeit nur gerade 27 Prozent. Quelle ist hier eine repräsentative Studie.

Hans-Peter Rohner definierte die aktuelle Mediensituation dahingehend: Der Medienkonsum verändere sich - Print bleibe aber aus seiner Sicht stark. So zeigte er zu Beginn seines Referates die Zahlen der PubliPresse von 2006 noch einmal: Umsatz 1,47 Milliarden Franken, Bruttomarge 225 Millionen Franken, der Ebit mit 19 Millionen Franken hingegen nicht ganz berauschend. Crossmediale Kommunikation gewinne stark an Bedeutung - mit Print als Drehscheibe. Fazit: Auch die Inter- und Intramedia-Konkurrenz nehme stark zu.

Zur Publigroupe: Die hat nach den Worten ihres CEO mit «der grössten Umstrukturierung in ihrer Geschichte begonnen». Im September erfolge eine Anpassung der Organisationsstruktur mit zusätzlicher Markenpolitik. Mit einem neuen Media-Sales will die «P» Anfang 2008 operativ tätig werden, mit beachtlichen personellen Veränderungen, wie der Klein Report bereits berichtete. Mitte nächster Woche werden die Namen in der neuen Struktur des börsenkotierten Unternehmens bekanntgegeben. Ergo hält sich der Klein Report zurück, um nicht Gefahr zu laufen, dass der (absolut verdiente) diesjährige Journalistenpreisträger, Kari Lüönd, ein Gerücht erkennen könnte.

Hans-Peter Rohner dachte weiter und stellte also die publizistische Frage: «Welche Information ist geprüft, welcher kann ich vertrauen.» Nichts werde wichtiger als Glaubwürdigkeit, und Neudeutsch fügte er an: «What is my trusted source?» Für die meisten Journalisten und ordentlichen Verleger nicht ganz neu, aber immer aktuell und stets ein Ringen oder gar Kampf (siehe superprovisorische- oder einstweilige Verfügung). Bitte bei der freien Enzyklopädie Wikipedia googeln.

Unabhängigkeit und Glaubwürdigkeit ist alles, so Rohner. Deshalb glaubt der CEO des Vermarktungsunternehmens die Verleger sässen auf einem Tresor. Ein Schatz? Oft ist es eher eine Kiste voller Ärger, fügt da der Klein Report an. Strukturpobleme in der Medienbranche machen das Leben nicht leichter. Bei der Publigroupe werde man jetzt aber «aggressiver», konkret ab September. Nicht nur local.ch werde aufgerüstet, auch das Joint-Venture mit der Swisscom (die Gelben und die Weissen-Seiten) werde gestärkt. «Ein grosser zweitstelliger Millionen-Betrag wird investiert», so Rohner. Hochqualifizierte Leute arbeiten an der technischen Weiterentwicklung der Proudkte, so Rohner. Und trotzdem seien «die im Zürcher Hürlimann-Areal» oft einen Schritt voraus. Generell werde die «P» sehr viel aggressiver auftreten, speziell in den lokalen Märkten.

In diese Abteilung gehört die Information, dass die Publigroupe sämtliche Kommissions-Verträge mit der Zürcher Tamedia gekündigt hat, so Rohner. Auf Ende Jahr laufen die Verträge aus. Gemäss Otto Meier, Chef der Publipresse, seien die Verträge vorsorglich gekündigt worden, «man sei zur Zeit am Verhandeln», wie er gegenüber dem Klein Report sagte.

Zur Zeit ist Hans-Peter Rohner auf einer «Strategie-Road-Show», wie er erklärte. Er wolle jedem einzelnen Mitarbeiter die neue Strategie erklären, bereits habe er mit dem 1500. gesprochen. Die neue Struktur sei «ein radikaler Schritt» auch für manche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. «Wir werden es in Zukunft nicht mehr jedem Recht machen können», sagte er. Das auch mit Blick auf Klein-Verleger, welche die «P» aus ihrer Sicht oft zu unrentablen Konditionen betreut hat.

Zum Schluss folgerte Hans-Peter Rohner analytisch zu den Veränderungen des Lausanner Unternehmens: «Es ist nicht zu spät, aber auch definitiv nicht zu früh.»