Der prominente Luzerner FDP-Nationalrat und Unternehmer Otto Ineichen, auch bekannt durch «Ottos Warenposten», hat genug vom Zürcher Publizisten Frank A. Meyer, der vom grossen Verlagshaus Ringier aus operiert. «Frank A. Meyer, der ja im Hause Ringier keine wirkliche Führungsverantwortung inne hat, nützt Ringiers Macht aus dem Hintergrund rücksichtslos aus», sagte Ineichen in einem Interview mit der «Basler Zeitung» vom Samstag. Während der letzten Session habe Meyer ihn etwa aufgefordert, «gegen Bundesrat Blocher anzutreten». Und: «Er versprach mir im Gegenzug einen Auftritt im 'Blick'.» Er habe jedoch «dankend abgelehnt», sagt Ineichen. Seither sei er für Meyer eine «Persona non grata».
Viele andere Politiker hätten Angst «vor der Ringier-Presse und vor Frank A. Meyer», ist Ineichen überzeugt: «Für Meyer gilt: Wer nicht für mich ist, ist gegen mich. Und wer gegen ihn ist, muss weg, muss über die Klinge springen.» Otto Ineichen ist überzeugt, dass Meyer auch den früheren FDP-Präsidenten Rolf Schweiger «fertig gemacht hat, wie man sagt». Als Schweiger im «Blick» als «Weichei» bezeichnet worden sei, habe ihm das «irgendwie den Rest gegeben». Der FDP-Politiker warnt: «Solche Machenschaften schaden dem parlamentarischen Betrieb.»
Wahr oder nicht? Nun, wie es scheint hat Otto Ineichen den Mund doch gar ein bisschen voll genommen. Denn laut «SonntagsZeitung» wird gerade Otto Ineichen selbst zum Schadenposten. Denn er muss seine Behauptung, Frank A. Meyer habe den Rücktritt des FDP-Präsidenten Rolf Schweiger zu verantworten, zurückziehen. Was war passiert? Ineichen, Warenposten-Unternehmer und leicht erregbarer FDP-Nationalrat, ist sonst einer der Lieblinge des «Blick». Trotzdem hat er zum grossen Schlag gegen das Blatt ausgeholt - voreilig und ohne die Realität auf seiner Seite zu haben, wie sich jetzt herausstellt.
Recherchen der «SonntagsZeitung» ergaben, dass er in seiner Angriffslust die Chronologie der Ereignisse durcheinander gebracht hatte. Das Essen von Schweiger und Meyer hat zwar stattgefunden, aber erst nach dem «Weichei»-Artikel. Das Essen konnte so unmöglich Anlass für den Anti-Schweiger-Artikel, sondern höchstens dessen Folge gewesen sein.
Am Samstagmorgen liess sich Otto Ineichen von FDP-Kollegen zu seinen «mutigen Worten» gratulieren. Gleichzeitig musste er aber auch kleinlaut einräumen, dass er das Treffen FAM/Schweiger selbst eingefädelt habe, um den «Blick» von seiner FDP-kritischen Linie abzubringen. Später dementierte er seine Geschichte gar. In einer schriftlichen Erklärung hält er fest, dass er «zwei Daten verwechselt» habe.
Was Otto Ineichen antrieb, einen derartigen Schadenposten anzurichten, bleibt unklar. Sicher ist nur: Der Luzerner ist vom Glauben beseelt, die Ringier-Blätter würden eine konsequente Kampagne gegen Blocher fahren. Spiritus Rector sei Meyer. Folge: Die kompromissbereiten SVPler würden sich aus Trotz nicht in eine Koalition für die Bilateralen einbinden lassen. Letztere betrachtet Ineichen als sein grosses, aber gefährdetes Ziel.
Sonntag
21.11.2004