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Donnerstag
04.05.2006

An seiner Generalversammlung hat der Förderverein des Instituts für Kommunikations- und Medienwissenschaft der Universität Bern (FKMB) seinen medienwissenschaftlichen Förderpreise 2006 verliehen. Diese gingen an das Duo Victor und Jachin Baumgartner für ihre Untersuchung zu den wesentlichen konzeptionellen und formalen Unterschieden von «Tagesschau» und «10 vor 10» sowie an Karin Zbinden für ihre Arbeit zu Inhalt und Form der DRS1-Sendung «Tagesgespräch». In ihrer Studie setzen die (nicht verwandten) Baumgartners einen Schwerpunkt auf den Begriff «Infotainment» (unterhaltende Information oder eher informierende Unterhaltung).

Infotainment pur bot in der Folge auch Gastredner Oswald Sigg, der seit neun Monaten als Vizekanzler und Bundesratssprecher im Amt ist. Angekündigt als «Ein Blick hinter die Kulissen des Bundesrats» nahm Sigg diese Aufforderung beim Wort und vermittelte in seinen animierten Ausführungen einen exklusiven Exkurs auf Bühne und Kulisse des Bundesratszimmers. Kaum ein Detail blieb verborgen - die Zimmer(aus)sichten nach Norden, Süden, Westen und Osten, der antike Aschenbecher mit den Zündhölzern vom Grossverteiler, der ungenutzte Tintentampon, der Bücherschrank mit antiquierten Raritäten, die Geheimnisse der Sitzanordnung und - last but not least - die Präferenzen beim Pausengetränk. So wünscht etwa Micheline Calmy-Rey ihren Schwarztee stets mit zwei Würfeln Zucker, aber ungerührt, serviert.

Des Weiteren vernahmen die Anwesenden vom bestens unterhaltenden Sigg, dass die Sitzungen des Bundesrats durchaus als «Aufführungen ohne Publikum» bezeichnet werden können, dessen Inhalt erst durch die Medien dem Publikum vermittelt würde. Oder dass die aktuelle Sitzordnung seit 1996 Bestand habe und damals vom Pascal Delamuraz initiiert worden sei. Interessant auch Siggs Feststellung, dass bei Klausursitzungen im Von-Wattenwil-Haus, wo alle am gleichen runden Tisch sässen, eine bessere Gesprächkultur herrsche, als bei getrennter Sitzordnung im BR-Zimmer. Fazit: Auch wenn Bühne und Kulisse für die Allgemeinheit nicht einsehbar sind, sei unbestritten, dass die Kommunikation für den Bundesrat wichtiger geworden ist und seine Medienpräsenz markant zugenommen hat. Auf die Frage, ob die Bundesrats-Sitzung für Sigg den Höhe- oder Tiefpunkt des Wochenplans darstelle, antwortete dieser gegenüber dem Klein Report verschmitzt: «Beides gleichermassen; zum einen darf ich einen Stock höher gehen, zum anderen frustriert die Menge an Papier, die nach der Sitzung im Papierkorb landet...»