Der Ostschweizer Verein der Journalistinnen und Journalisten (OVJ) leidet unter Nachwuchsproblemen. Junge Berufsleute seien nur schwer zu einem Verbandsbeitritt zu bewegen, hiess es am Samstag an der Mitgliederversammlung in Gossau. «Wir stellen eine eigentliche Entsolidarisierung fest», sagte OVJ-Präsidentin Rita Kohn. Junge Journalistinnen und Journalisten drückten sich um einen Verbandsbeitritt mit dem Argument, das bringe ihnen wirtschaftlich nichts. Dabei profitierten auch sie von den Errungenschaften des Gesamtarbeitsvertrages (GAV). Gerade in wirtschaftlich schwierigen Zeiten sei der GAV wichtig, sagte Kohn. Der GAV garantiere Mindestlöhne, Lohnfortzahlung im Krankheitsfall oder bei Mutterschaft sowie die Einhaltung des Urheberrechts. Auch biete der Gesamtarbeitsvertrag Hilfe bei Stellenabbau, Arbeitslosigkeit, rechtlichen Problemen mit Arbeitgebern und vielem mehr.
Die stagnierende Mitgliederzahl (400) und die abnehmende Zahlungsmoral der Mitglieder bereiten dem OVJ finanzielle Probleme. An einer ausserordentlichen Versammlung im Herbst sollen Sanierungsmassnahmen diskutiert werden. Präsidentin Kohn prognostizierte «schwierige Verhandlungen» mit dem Verlegerverband Schweizer Presse über die Verlängerung des GAV. Von einem Scheitern wären vor allem freie Berufsjournalisten betroffen. «Der vertragsfreie Zustand vor vier Jahren hat gezeigt, dass Verleger sofort die Leistungen kürzen», sagte Kohn. Neu in den OVJ-Vorstand gewählt wurde Martin Brunner, freier Journalist aus Gossau. Er war bereits im letzten Jahr in den Zentralvorstand des mit 6000 Mitgliedern grössten schweizerischen Journalistenverbandes SVJ gewählt worden. Dem OVJ gehören Berufsjournalisten aus den sechs Ostschweizer Kantonen an.
Sonntag
04.05.2003