Der Journalistenverband Impressum Ostschweiz-Liechtenstein stellt eine Abkehr von der Solidarität in der Branche fest. Kritisiert werden Verleger, Redaktionen aber auch junge Berufsleute. Nach der einseitigen Kündigung des Gesamtarbeitsvertrags durch die Verleger hätten sich seit August 2004 die Arbeitsbedingungen massiv verschlechtert, sagte Präsidentin Rita Kohn am Samstag an der Mitgliederversammlung in Abtwil SG. Darunter litten vorab freie Berufsjournalisten, die «zu Freiwild deklassiert» worden seien.
«Oft erhalten sie von einem Tag auf den andern keine Aufträge mehr», erklärte Kohn. Denn es gebe Redaktionen, die statt Berufsjournalisten - ungeachtet der Qualität - vermehrt Lehrer, Studenten und Hausfrauen einsetzten, die zu Dumpingpreisen arbeiteten. Auch bei den jungen Berufsleuten nehme die Solidarität ab, denn sie verzichteten mehr und mehr auf einen Verbandsbeitritt. Dabei könnte ein hoher Organisationsgrad die Gesprächsbereitschaft der Verleger über einen neuen Gesamtarbeitsvertrag (GAV) positiv beeinflussen, war Kohn überzeugt.
Streitpunkt ist die Weigerung der Verleger, im GAV Mindestlöhne und -honorare festzuschreiben, was in jeder andern Branche Kernpunkt eines solchen Vertrages ist. Dem Verband Impressum Ostschweiz-Liechtenstein gehören 400 Berufsjournalistinnen und -journalisten aus sechs Ostschweizer Kantonen und dem Fürstentum Liechtenstein an.
Sonntag
17.04.2005