Unausgewogen sei sie gewesen, ihr Titel irreführend und die geladenen Gesprächsteilnehmer ungeeignet. Das hat ein Zuschauer an der Sendung «Club» des Schweizer Fernsehens (SRF) vom 24. Februar dieses Jahres bemängelt. Nun hat die SRG auf die Kritik reagiert.
Zur Sache gemeldet hat sich einerseits Karin Frei, Redaktionsleiterin und Moderatorin des «Club». Zum Vorwurf, zur Sendung hätten - gemäss Titel - Vertreter der unterschiedlichen Glaubensgemeinschaften eingeladen werden müssen, um eine interkonfessionelle Diskussion zu gewährleisten, schreibt Frei in ihrer Stellungnahme: «Es ist ein plakativer und konkreter Titel, der im Kontext der breiten medialen Berichterstattung über den Kirchenkonflikt in Bürglen zwischen einem Pfarrer und Bischof Huonder des Bistums Chur immer nur die römisch-katholische Kirche meinen konnte und Verwechslungen mit anderen Kirchen ausschliesst.»
Die am Gespräch teilnehmenden Gäste verteidigt die Moderatorin. Werner de Scheppers kritische Haltung gegenüber der katholischen Kirche sei frühzeitig transparent gemacht worden und der Theologe und ehemalige Präsident der Medienkommission der Schweizer Bischofskonferenz sei sehr wohl ein kompetenter Gesprächspartner gewesen. Eva Aeschimann habe, obschon evangelisch-reformiert, die «allmähliche gesellschaftliche Akzeptanz ihrer (lesbischen) Lebensform» miterlebt und vor diesem Erfahrungshintergrund den Konflikt von Bürglen kommentiert.
Ombudsmann Achille Casanova andererseits, an dessen Beschwerdestelle die Kritik gelangt war, bringt Verständnis für die Beschwerde auf. Er gibt zu, dass der Titel der Sendung unglücklich gewählt war, und schreibt: «Der Titel der Sendung `Gesegnetes Leben - Kirche im Clinch` ist völlig undifferenziert und lässt die Tatsache ausser Acht, dass es unzählige Kirchen gibt, die bezüglich Homosexualität und homosexueller Partnerschaft nicht nur eine höchst unterschiedliche Praxis, sondern auch weit auseinandergehende Lehrmeinungen kennen.»
Achille Casanova gibt dem Beanstander auch im Vorwurf recht, der Titel sei irreführend gewesen. Tatsächlich habe dieser suggeriert, die Haltung der verschiedenen Glaubensgemeinschaften werde besprochen. Eine interkonfessionelle Diskussion sei aber vom SRF gar nicht angestrebt worden. Vielmehr sei es von Anfang an explizit um den Fall von Bürglen gegangen.
Dass der «Club» ohne jeden Vertreter der Amtskirche stattgefunden hat, wertet er als unüblich und unbefriedigend. Trotzdem hält er die Zusammensetzung der Gesprächsrunde für zulässig, wenn auch unausgewogen. Denn: Neben dem Churer Bischof und seinem Pressesprecher hatten auch alle anderen linientreuen Vertreter der römisch-katholischen Kirche zur Einladung abgewunken. Die offizielle Haltung der römisch-katholischen Kirche der Schweiz betreffend Homosexualität und Segnung gleichgeschlechtlicher Paare sei in der Sendung aber hinreichend erläutert worden.
Der Ombudsmann kommt zum Schluss, eine Sendung zu heiklen Themen müsse auch dann Aufnahme ins Programm finden, wenn Direktbetroffene eine Äusserung verweigerten. Die Medienfreiheit sei sonst nicht gewährleistet. Im Schlussbericht sieht der Ombudsmann denn auch das «Sachgerechtigkeitsthema» nicht verletzt.