Einen neuen Stil im Umgang mit den Medien und ihren Repräsentanten hat die deutsche Tageszeitung «Die Welt» (Axel-Springer-Verlag) bei der ersten Medienkonferenz des neuen amerikanischen Präsidenten Barack Obama am Montagabend ausgemacht. So habe er mit der Wahl des Termins um acht Uhr abends, also der besten TV-Sendezeit, deutlich gemacht, dass ihm Tageszeitungen gleichgültig seien. «Ich will das Fernsehen, die Internet-Blogs und Twitter erreichen», habe Obama mit diesem Termin signalisiert.
Am Anlass selbst habe Obama im Weiteren eine 88-jährige Journalistin ziemlich barsch abgefertigt, als sie sich erfrecht habe, zu Ausführungen des Mister President Zwischenfragen zu stellen. Betroffen war die von der «Welt» als «linksliberale Institution des Washingtoner Pressekorps» bezeichnete Helen Thomas, die seit 1960 (Ära John F. Kennedy) über das Weisse Haus berichtet, und die von 2001 bis 2008 «mit Leidenschaft eine selbsterwählte Rolle als George W. Bushs Quälgeist» gespielt habe.
Doch Helen Thomas fragte mit Bezug auf Al-Qaida nach «sogenannten Terroristen» und versuchte Obama eine Aussage zu Israel als Atomwaffenstaat zu entlocken, was offenbar ein Verstoss gegen die Etikette des Weissen Hauses war. Vollends über die rote Linie des Anstandes ging die 88-Jährige hinaus, als sie zwei Zwischenfragen stellte. Obama habe nur knapp und kalt «Okay, all right» gesagt und jemanden anderen eine Frage stellen lassen. «Es herrschen neue Sitten im Weissen Haus, Bush ist Geschichte, Eitelkeit wird nicht belohnt, und das war es mit der Karriere von Helen Thomas, zur Warnung an alle anderen, die mit Obama respektlos umgehen», schlussfolgerte «Die Welt» zum Thema.
Dienstag
10.02.2009