Hinter dem am Dienstag bekannt gewordenen Deal zwischen der «Neuen Zürcher Zeitung» und der Publigroupe stehen zwei verschiedene Strategien der beiden Zürcher Grossverlage Tamedia und NZZ. Dabei sieht es im Moment so aus, als ob das Vorgehen von NZZ und «P» eher erfolgversprechend ist. «Wir wollen eine partnerschaftliche Entwicklung und das Netzwerk mit der Publicitas sowie mit St. Gallen, Bern, Luzern und den Zürcher Regionalblättern weiter entwickeln», sagte «NZZ»-Chefredaktor Hugo Bütler am Dienstag zum Klein Report über die Strategie des Hauses an der Falkenstrasse. «Es ist klar, dass wir den Tages-Anzeiger aus eigener Kraft weiterentwickeln werden», betonte anderseits Tamedia-Sprecherin Franziska Hügli gegenüber dem Klein Report. Damit versuchte sie zu überspielen, dass die Tamedia vergeblich versucht hatte, die Zürcher Regionablätter «Zürichsee-Zeitung» und «Zürcher Unterländer» auf ihre Seite zu ziehen.
«NZZ»-Chef Bütler stellte den nach rund einjährigem Seilziehen unter Dach gebrachten Vertrag mit der Publigroupe in einen ganz grossen Zusammenhang: «Seit 14 Jahren sind wir daran, über die verschiedenen Regionalzeitungen unsere Position weiterzuentwickeln, erst in St. Gallen, dann in Bern und kürzlich in Luzern.» Über die NZZ-Tochter Freie Presse Holding AG (FPH) ist auch das «Tagblatt der Stadt Zürich» zu 40% in der NZZ-Seilschaft; das «Tagblatt» gehört mit den restlichen 60% dem Konkurrenten an der Werdstrasse. Jetzt kommt die Publigroupe dazu, wobei laut dem Communiqué vom Dienstagvormittag vorgesehen ist, «dass Publigroupe und die NZZ-Gruppe in den Folgejahren weitere Anteile der von ihnen gehaltenen Verlagsbeteiligungen in die FPH einbringen werden.» Die Publigroupe als neuer Partner ist dabei der vielleicht wichtigste Player auf dem Schweizer Medienmarkt: 2 Mrd. Franken Jahresumsatz und Beteiligungen an fast allen mittelgrossen und kleinen Printmedien des Landes. Als «Plattform für die Zusammenarbeit» bezeichnete Bütler den neuen Vertrag, wobei er immer wieder den Ausdruck «Netzwerk» betonte.
In diesem Netz zappelt im Moment die auf die «eigene Kraft» setzende Tamedia etwas hilflos. Bereits beim Internetportal Swissclick.ch war der Tagi-Herausgeber aus der angebotenen Zusammenarbeit ausgeschert und hatte auf das wenig erfolgreiche Winner-Portal gesetzt. Die Kündigung des Swisspool-Vertrags ist ein weiterer Schritt auf diesem Alleingang, und jetzt sind Tamedia-Chef Martin Kall die Zürcher Regionalzeitungsfelle davongeschwommen. «Oberstes Ziel ist es, den TA weiterzuentwickeln», betonte Tamedia-Sprecherin Hügli mehrmals, «da gibt es verschiedene Wege.» - Mehr dazu: Intensivere Zusammenarbeit zwischen Publigroupe und NZZ-Gruppe, Swisspool: «Alles ist offen» und Tamedia mit Verlust und weniger Umsatz
Dienstag
06.07.2004