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Donnerstag
19.01.2012

Auf den Onlineportalen mehrerer norddeutscher Regionalzeitungen finden sich Videos, die einen eindeutigen PR-Charakter aufweisen, aber meist nicht als Werbung gekennzeichnet sind. Hergestellt werden die PR-Videos von der Online Marketing Service GmbH. «Dieser Generalanbieter und Vermarkter von Videobeiträgen, zu dem sich 38 deutsche Verlage zusammengeschlossen haben, ist bei seiner Videoauswahl offenbar wenig zimperlich», zeigte das NDR-Medienmagazin in seiner Sendung vom Mittwoch auf.

Nach Recherchen des Medienmagazins sei der Unterschied zwischen den «oft einseitigen, sehr werblichen Servicebeiträgen zum Beispiel über Bücher, Entertainment oder Autos» und den nach journalistischen Kriterien erstellten Videos für den normalen Webseitennutzer kaum zu erkennen. Eine Kennzeichnung wie «Anzeige», «Werbung» oder «Quelle: Firmenvideo» fehle in vielen Fällen.

Der PR-Experte Professor Lars Rademacher von der Makromedia Hochschule für Medien und Kommunikation München sieht in diesem Onlinefernsehangebot eine bedenkliche Entwicklung. «Wenn zwischen Werbung und Programm keine klare Grenze mehr verläuft, dann wird der Zuschauer anfangen, dem Journalismus zu misstrauen ... und daran kann auch die PR kein Interesse haben», erklärte er gegenüber «Zapp».

Stephan Richter von der Medienholding Nord, zu der 31 Pressetitel in Norddeutschland gehören, meinte immerhin selbstkritisch: «Am Ende wünschte ich mir, dass im Onlinebereich eine Ausdifferenzierung stattfindet, wo man am Ende wie im Fernsehen sagt, das sind die Werbeblocks und das sind entsprechend andere redaktionelle Inhalte», so Richter. Das sei heute auf den meisten Onlineseiten, die er kenne, «eben nicht so ausdifferenziert». Zu den zugelieferten Videopaketen der OMS sagte er gegenüber «Zapp»: «Wir bewegen uns hier eindeutig in einer Grauzone, das will ich gerne zugeben», sagte Richter. «Weil wir am Ende nicht die einzelnen Videos prüfen können und auch nicht prüfen. Das heisst, wir geben hier ein Stück journalistische Steuerung aus der Hand und müssen uns auf die Zulieferer verlassen», fügte er hinzu.