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Montag
23.02.2004

Massenmedien sind «Menschen fressende Maschinen». Mit solchen Urteilen hat der «Ständige Sekretär» der Schwedischen Akademie, Horace Engdahl, die Medien angegriffen. «Ich verachte ihre Arbeitsweise, die Leichtigkeit, mit der sie zum Lynchen und zu Menschenopfern übergehen», sagte der 55-Jährige in einem Interview mit der Zeitung «Politiken» (Kopenhagen). Engdahl gehört zum engsten Führungskreis der Akademie und verkündet jedes Jahr den Träger des Literaturnobelpreises. Engdahl meinte über die Situation bei seiner Wahl zum «Ständigen Sekretär» 1999: «Ich wusste: Das hier ist Krieg.»

Der Literaturkritiker und Ex-TV-Moderator schimpfte, Medien hätten zu seinen Kindern vorzudringen versucht, nachts privat angerufen oder gefaxt und die Nachbarschaft ausgefragt. «Das ist eine Art Stasi-Aktivität. Die Medien sind wie eine Privat-Stasi.» Er war 2002 zeitweise wegen Transaktionen mit Stockholmer Wohnungen in die Schlagzeilen geraten. «Die Medien bieten den Massen eine Art moderner Form der Hinrichtung», sagte der Schwede weiter. Er selbst habe gezwungenermassen gelernt, damit umzugehen. «Und die Akademie ist natürlich dankbar dafür, dass ich mich in die Schusslinie stelle.»