Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Hochschule für Wirtschaft FHNW in Olten haben knapp 200`000 Wortmeldungen zur «No Billag»-Abstimmung auf Twitter erforscht. Dabei stellten sie sowohl auf der befürwortenden als auch auf der gegnerischen Seite Manipulationsversuche fest.
Bei einem Forschungsprojekt unter der Leitung von Mediendozent Stefan Gürtler und Maschinenethiker Oliver Bendel wurde die sogenannte «heisse Phase» der «No Billag»-Abstimmung untersucht: In den letzten acht Wochen vor dem 4. März beteiligten sich etwa 26`000 Twitter-Accounts aktiv mit Tweets, Retweets und Antworten an der grossen «No Billag»-Debatte.
Von diesen Usern konnten die Forschenden 19,5 Prozent dem Lager der Befürworter zuordnen. Die restlichen 80,5 Prozent waren Gegner der Initiative, heisst es auf der Webseite der Hochschule für Wirtschaft in Olten.
Die Pro- und Kontra-Tweets stehen hingegen in einem Verhältnis von 35 zu 65 zueinander. Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler führen dies auf die «erhöhte Betriebsamkeit» der prozentual zurückliegenden Ja-Sager zurück. Damit vermochten die Befürworter das Verhältnis ein wenig auszugleichen, obwohl die Initiativgegner «mehr Personen mobilisieren» konnten.
Manipulative Aktivitäten konnten bei rund einem Prozent der Twitter-Accounts festgestellt werden: Dabei filterten die Forscher «hyperaktive» Accounts heraus, die durchschnittlich 200 Nachrichten pro Tag abfeuerten. Die 50 aktivsten Konten erzeugten gemeinsam mehr als die Hälfte der gesamtem Twitter-Kommunikation zur «No Billag»-Abstimmung.
Weiter seien auf beiden Seiten des politischen Spektrums Manipulationen festzustellen: Denn laut Forschungsprojekt sind «19 der 50 aktivsten Accounts dem Pro-Lager, 31 Accounts den Gegner der Initiative zuzuordnen». Allerdings waren die «hyperaktiven Pro-Accounts» mit ihren 1800 Meldungen pro Konto aggressiver unterwegs als die Kontra-Accounts mit 1650 Meldungen.
Schliesslich seien eher Cyborgs, also reale Nutzer mit Automatisierungstools die treibende Kraft in der «No Billag»-Debatte auf Twitter gewesen. Social Bots, also meinungsverbreitende Roboter-Accounts, hätten weniger eine Rolle gespielt.