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Sonntag
04.02.2024

TV / Radio

Spiel auf Zeit: «Wenn wir beim Bundesverwaltungsgericht Beschwerde einlegen, wird der Status quo aber über das Jahr 2025 hinaus aufrechterhalten», so VR-Präsident Silvio Lebrument... (Bild zVg)

Spiel auf Zeit: «Wenn wir beim Bundesverwaltungsgericht Beschwerde einlegen, wird der Status quo aber über das Jahr 2025 hinaus aufrechterhalten», so VR-Präsident Silvio Lebrument... (Bild zVg)

Nicht nur in Biel hat sich das Bundesamt für Kommunikation (Bakom) bei der Verteilung der Radio- und TV-Konzessionen für einen Newcomer entschieden.

Im Bündner- und Glarnerland wechselt die Konzession von Radio Südostschweiz zum neuen Radio Alpin von Roger Schawinski und Stefan Bühler. Der Klein Report sprach mit Verleger-Sohn Silvio Lebrument, Verwaltungsratspräsident und Geschäftsführer Medien von Somedia, über den Verlust der Radio-Konzession, das Konkurrenzprojekt aus Zürich und die Kritik der Glarner Kantonsregierung, wonach Radio Südostschweiz zu wenig präsent sei im Glarnerland.

Mitte Januar wurde bekannt, dass die Konzession fürs Gebiet Südostschweiz-Glarus ab 2025 nicht mehr an Radio Südostschweiz geht. Haben Sie mit einem möglichen Konzessionsverlust gerechnet?
Silvio Lebrument
: «Die Signalwirkung, die Konzession letztlich an einen Eigentümer in Zürich zu vergeben, ist für das Medienschaffen im Konzessionsgebiet Südostschweiz-Glarus, aber auch in anderen Regionen, verheerend. Sowohl Radio Grischa als auch Radio Piz Corvatsch, Radio Piz und Radio Engiadina sind heute in Radio Südostschweiz vereint. Die Sender wurden mit viel Herzblut und grossem finanziellem Engagement von vielen einheimischen Teammitgliedern, von Unternehmen, aber auch vom Kanton Graubünden auf- und ausgebaut. Es hat eine 35-jährige tadellose Radiovergangenheit hinter sich und zählt heute rund 64’000 tägliche Hörerinnen und Hörer. In den Augen des Bundes ist das alles nichts wert.»

Was hat sich bisher in dieser Sache bei Somedia getan?
Lebrument: «Wir haben uns auf beide Szenarien vorbereitet. Für den Fall des Verlusts der Konzession haben wir beschlossen, mit Radio Südostschweiz weiterzumachen. Freilich würde der Sender dann einen anderen Charakter haben. Wenn wir beim Bundesverwaltungsgericht Beschwerde einlegen, wird der Status quo aber über das Jahr 2025 hinaus aufrechterhalten. Bei der letzten grossen Konzessionsrunde im Jahr 2008 hat es bis zur definitiven Konzessionsvergabe sechs Jahre gedauert.»

Wie haben die Mitarbeitenden von Radio Südostschweiz auf den Bakom-Entscheid reagiert? Wie ist die Stimmung in der Redaktion derzeit?
Silvio Lebrument: «Gegenüber den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern haben wir offen kommuniziert. Niemand versteht den Entscheid, der letztlich das Bundesamt für Kommunikation getroffen hat. Das Team hat sich deutlich dafür ausgesprochen, für die Konzession von Radio Südostschweiz zu kämpfen.»

Die Radiokonzession Südostschweiz-Glarus ist mit über 2,8 Millionen Franken dotiert – eine ansehnliche Summe, auf die Radio Südostschweiz in der nächsten Konzessionsphase 2025-2034 verzichten muss. Wie planen Sie bei Programm und Personal nun konkret weiter?
Lebrument: «Wenn es zur Anfechtung am Bundesverwaltungsgericht kommt, werden wir unter den bisherigen Bedingungen weitersenden. Diese Zeit werden wir zur Planung der verschiedenen Varianten nutzen.»

Wäre die Einstellung von Radio Südostschweiz im Extremfall eine Option?
Silvio Lebrument: «Nein.»

Roger Schawinski und Stefan Bühler, Ex-Chefredaktor der «Bündner Zeitung», bewarben sich erfolgreich mit dem neuen Radio Alpin um die Konzession Südostschweiz-Glarus. Glauben Sie, dass die beiden ihre Versprechungen einhalten können?
Lebrument: «Nein.»

Können Sie das noch etwas ausführen?
Silvio Lebrument: «Die Antwort auf die Umsetzung des Versprechens von Roger Schawinski lässt sich in einem Wort, nämlich mit dem erwähnten ‚Nein‘, am trefflichsten beschreiben.»

Könnten Sie sich vorstellen, mit dem neuen Konzessionshalter Radio Alpin zusammenzuarbeiten? Wenn ja, in welche Richtung könnte eine solche Kooperation gehen?
Lebrument: «Wir haben immer gesagt, dass wir für Gespräche offen sind.»

Der Glarner Regierungsrat kritisierte Radio Südostschweiz im letzten Juli dafür, im Glarnerland zu wenig präsent zu sein. Wie stehen Sie zu dieser Kritik?
Silvio Lebrument: «Im Gegensatz zu Radio Alpin, welches lediglich eine Korrespondentenstelle für den Kanton Glarus vorsieht, beschäftigen wir zum Beispiel einen Vollzeit-Programmitarbeiter aus dem Kanton Glarus. Durch die Redaktionen der Südostschweiz Glarner Nachrichten und TV Südostschweiz sind zudem ganze Teams in Ennenda tätig, die im Verbund auch das Radio unterstützen. So sind im vergangenen Jahr unzählige Beiträge für das Radio entstanden. Dies hat der Kanton Glarus in seiner Stellungnahme leider nicht berücksichtigt.»

Wie nehmen Sie persönlich die Stimmung in der Bündner Bevölkerung wahr?
Lebrument: «Seit dem Konzessionsentscheid haben wir viele unterstützende Reaktionen von Hörerinnen und Hörern, aber auch von Vertreterinnen und Vertretern aus Kreisen von Politik, Wirtschaft, Kultur und Sport erhalten. Es hat sich ein Komitee gebildet, das am Mittwoch eine Petition gestartet hat. Mit der Unterschriftensammlung soll ein Zeichen aus der Bevölkerung gegen den Konzessionsentscheid gesetzt werden.»