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Montag
07.03.2005

Aufopfernde Mutter, Dummchen oder verführerischer Vamp: Frauen werden in den Medien nach Ansicht europäischer Fachleute noch immer zu klischeehaft dargestellt. Die aktuelle Werbekrise verschlimmere die Lage noch, sagte die Präsidentin des Europäischen Zeitungsverbandes (ENPA), Dominique Alduy, bei einer Konferenz der EU-Kommission in Brüssel am Montag. «Vor einigen Jahren war es noch kein Desaster, unethische Werbekampagnen abzulehnen, heute geht das nicht mehr», sagte die Generaldirektorin der Zeitung «Le Monde». Überdies gebe es in Verlagen und bei elektronischen Medien so gut wie keine Chefinnen, kritisierten zahlreiche Fachleute. Die Lohnunterschiede bei gleicher Arbeit seien gewaltig.

Der zuständige EU-Kommissar Vladimir Spidla betonte, Chancengleichheit sei eines der wichtigsten Handlungsfelder der EU und gehöre zu den Grundrechten der neuen Verfassung. So verfolge die EU unter anderem das Ziel, die Beschäftigungsrate von Frauen auf 60% zu erhöhen. «Die Medien müssen dabei helfen», forderte der Kommissar. So kämen generell zu wenig Frauen in den Medien vor und wenn, dann stereotyp. «In einer Waschmittelwerbung tauchen nie Männer auf, und ob man so viele halbnackte Frauen sehen muss, ist auch fragwürdig.» Dennoch müssen laut Spidla die Medien vor staatlichen Eingriffen geschützt werden. Notwendig sei vielmehr eine wirkungsvolle Selbstregulierung. Enpa-Präsidentin Alduy bezweifelte, dass Selbstverpflichtungen ausreichen. Diskutiert werden müssten unter anderem Sanktionen, ein Institut für Gleichstellung oder eine Quote in den Chefetagen. Gefragt seien jedoch insbesondere die Frauen selbst. Sie sollten etwa bei Einstellung, Entlöhnung oder Beförderung auf das Gleichstellungsrecht pochen.