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Mittwoch
30.03.2011

Wie wird aber ein Thema überhaupt zum «Tagesgespräch»? Und welcher prominente Gesprächspartner vergass, dass er sich für eine
Livesendung verabredet hatte? Moderatorin Susanne Brunner gewährte dem Klein Report kurz vor dem zehnjährigen Jubiläum,
den die DRS-1-Diskussionssendung am Freitag feiert, Einblick in ihren Arbeitsalltag.

«Mit dem Sendetitel setzen wir uns schon unter Druck. Eigentlich sollten wir mit einem Interviewgast genau über das sprechen, was an jenem Tag im Tram diskutiert wird. Aber natürlich eignet sich nicht jede `Blick`-Schlagzeile für ein 30-minütiges Gespräch», erklärt sie.
Natürlich werde ein Themenplan über mehrere Tage erstellt, wobei beispielsweise Generalversammlungen von Unternehmungen
oder Sport- oder Kulturereignisse berücksichtigt werden. Aber die Aktualität wirke sich natürlich jeweils auf die Themenwahl aus. «Manchmal gibt es zwei bis drei Wochen lang keine Änderung in der Planung, in anderen Wochen stellen wir das Thema dreimal um», verrät sie.

Völlig überraschende Ereignisse ausgeschlossen, werde der endgültige Entscheid, welches Thema zum Zug kommt, in der «Rendez-vous»-Redaktionssitzung um 8.30 Uhr gefällt. Das letzte Wort habe dabei der Produzent der Sendung, oder - im Streitfall - der Tagesverantwortliche der Abteilung Information. Dass im März jeweils mehrmals über die «Libyen»-Krise und die Dreifach-Kastastrophe in Japan diskutiert wurde, sei eine Ausnahme gewesen. «Aber diese Themen waren nun tagelang omnipräsent, es drängte sich kein anderes Thema wirklich auf», so Brunner. Aber es habe durchaus interne Diskussionen gegeben, ob die x-te Diskussion zu den Themen noch angebracht gewesen sei.

Sie trete allen Gesprächspartnerinnen und Gesprächspartnern neugierig gegenüber. Besonders beeindruckt war Brunner von Marthe Gosteli, einer Vorkämpferin fürs Frauenstimmrecht. «Unglaublich, wie vif die Frau mit 93 immer noch ist», so die Journalistin. Und es sei natürlich toll, international renommierte Politiker wie Egon Bahr interviewen zu können.

Negative Erfahrungen habe sie bei ihren mittlerweile über 500 Tagesgesprächen praktisch keine gemacht. Sie deutet nur an, dass einst bei einem Interview mit einem Künstler die Chemie überhaupt nicht gestimmt habe und sie nach ein paar Minuten das Gespräch am liebsten abgebrochen hätte. Sie hielt aber durch. Denkwürdig sind zwei Auftritte von Fussballnationaltrainern geblieben. «Othmar Hitzfeld konnte ich gerade nur sieben Minuten lang interviewen, er hatte einfach nicht mehr Zeit. Und als ich einmal mit dem Reportagewagen für ein Liveinterview auf dem Feusisberg war, tauchte Köbi Kuhn einfach nicht auf. Erst um 13.10 Uhr kam er um die Ecke gerannt, er hatte unser Interview schlichtweg vergessen», erzählt sie lachend.