Das US-Nachrichtenmagazin «Newsweek» hat seinen Bericht über angebliche Koran-Schändungen im US-Gefangenenlager Guantánamo (Kuba) zurückgezogen. «Auf der Grundlage dessen, was wir heute wissen, ziehen wir unsere Geschichte zurück, in der es heisst, dass eine interne Untersuchung des Militärs Koran-Schändungen in Guantánamo Bay aufgedeckt hat», erklärte der Herausgeber Mark Whitaker in der Nacht auf Dienstag. Seine Stellungnahme enthielt nur diesen einen Satz. Whitaker hatte am Sonntag bekannt gegeben, dass der Informant des Blattes sich seiner Angaben nicht mehr sicher sei und sich für den Artikel entschuldigt. Das Magazin hatte am 9. Mai unter Berufung auf einen ungenannten US-Beamten geschrieben, im Guantánamo-Lager hätten US-Verhörspezialisten den Koran in die Toilette geworfen.
Die US-Regierung hatte an Whitakers Entschuldigung vom Sonntag heftige Kritik an der «Newsweek» geübt. Der Sprecher des Verteidigungsministeriums, Bryan Whitman, nannte den Bericht über die angeblichen Koran-Schändungen «unverantwortlich» und «nachweislich falsch». Der Sprecher des Weissen Hauses, Scott McClellan, forderte eine Richtigstellung. Der auf anonymen Quellen basierende Bericht habe dem Ansehen der USA geschadet. «Der Bericht hatte ernste Folgen. Menschen haben ihr Leben verloren.» Der Bericht in der Ausgabe vom 9. Mai hatte teilweise gewaltsame Proteste vor allem in Afghanistan ausgelöst. Dabei wurden mindestens 16 Menschen getötet und mehr als 100 verletzt. - Mehr dazu: «Newsweek» macht Rückzieher in der Koran-Affäre
Dienstag
17.05.2005