Die vor allem in den USA weit verbreitete Praxis, anonyme Quellen zu zitieren, ist mit der Meldung im Nachrichtenmagazin «Newsweek» betreffend Umgangs mit dem Koran auf Guantanamo Bay wieder einmal schwer unter Beschuss geraten. Diese Attacken sind zwar nicht neu, neu ist jedoch die breite Zustimmung vieler nationaler Medien, die diese Kritik stützen, berichtet die «New York Times». Einige der grossen Tageszeitungen wie «USA Today», «Washington Post» und «New York Times» versuchen laut dem Branchendienst Pressetext.Austria die Verwendung von anonymen Quellen zurückzuschrauben. «Meine Erfahrungen als Journalist haben mich davon überzeugt, dass es Informanten gibt, die feige sind und mehr erzählen als sie wissen», illustriert Allen H. Neuharth, Gründer von «USA Today», seine Vorsicht gegenüber dieser Praxis.
Tom Rosenstiel, Direktor des Projekts «Excellence in Journalism» sieht die Entwicklung von einer sinnvollen Praxis, die ihre Berechtigung seit der Watergate-Affäre manifestiert hat, hin zu einer Bedingung, die Informanten immer häufiger stellen. Für Sandy Johnson von Associated Press wird diese Praxis beinahe reflexartig angewendet. Hinzu kommen aber noch andere Probleme, die an der Instanz Journalismus nagen. Dazu gehören die prekäre wirtschaftliche Lage vieler Medien sowie das Klima des Misstrauens gegenüber kritischen Medien, das die Bush-Regierung verbreitet. Der fehlende gesetzliche Schutz von anonymen Quellen führt nach Meinung vieler Journalisten dazu, dass potenzielle Informanten davon abgeschreckt werden an die Öffentlichkeit zu gehen und viele wichtige Berichte niemals veröffentlicht würden. - Mehr dazu: «Newsweek» ändert Umgang mit Quellen, «Newsweek» zieht Bericht über Koran-Schändungen zurück und «Newsweek» macht Rückzieher in der Koran-Affäre
Dienstag
24.05.2005