Ein Mailänder Gericht entscheidet am 28. Oktober, ob ein Korruptionsprozess gegen Italiens Ministerpräsidenten Silvio Berlusconi beginnen soll. Dies teilte die Mailänder Staatsanwaltschaft am Montag mit. Der Ministerpräsident und TV-Tycoon wird von der Mailänder Staatsanwaltschaft der Bestechung beschuldigt. Es handelt sich um eine Affäre, bei der der Premier auch Steuerhinterziehung begangen haben soll. Ermittelt wird in der Affäre unter anderem auch gegen den Londoner Rechtsanwalt David Mills, den Ehemann der britischen Kulturministerin Tessa Jowell. Dabei geht es um einen undurchsichtigen Kauf von Filmübertragungsrechten.
Mills wird verdächtigt, auf den British Virgin Islands ein Netz von Offshore-Gesellschaften aufgebaut zu haben, mit deren Hilfe Berlusconi Schwarzgelder in Millionenhöhe gewaschen und am italienischen Fiskus vorbeigeführt haben soll. Berlusconi hat die Vorwürfe zurückgewiesen. Die Mailänder Staatsanwälte versuchen Klarheit über Schwarzgelder und illegale Parteienfinanzierungen zu schaffen, welche die Berlusconi-eigene Mediengesellschaft «Mediaset» in den 90er-Jahren gezahlt oder getätigt haben soll. Schon in den vergangenen Jahren waren Berlusconi, Mediaset-Präsident Fedele Confalonieri und der ehemalige Verantwortliche für die Auslandstöchter von Berlusconis Mediengesellschaft Fininvest, Giorgio Vanoni, in den Sog der Ermittlungen geraten. Ihnen wurden Bilanzfälschung und Steuerbetrug vorgeworfen.
Ermittelt wird auch gegen die Ex-Leiterin der Fininvest Service SA mit Sitz in Massagno (Schweiz), Candia Camaggi, und gegen Paolo Del Bue, Direktionsmitglied der Arner Bank in Lugano. Del Bue steht unter Verdacht der Geldwäscherei. Der Regierungschef war erst im vergangenen Dezember vom Verdacht der Richterbestechung im Zusammenhang mit der Privatisierung eines staatlichen Lebensmittelgrosskonzernes im Jahr 1985 freigesprochen worden. Das Verfahren hatte über drei Jahre gedauert.
Montag
04.07.2005