Ende April, so versprach der designierte Chefredaktor Philipp Cueni am Montag gegenüber dem Klein Report, soll die erste Ausgabe eines neuen Schweizer Medienmagazins erscheinen, das gleich vom Start weg mit einer Auflage von 8000 Exemplaren die Nummer eins in der Schweiz sein soll. Dieses Kunststück will das von den Berufsverbänden SSM (Schweizer Syndikat Medienschaffender) und Impressum geplante Heft durch automatische Abonnements für alle Mitglieder erreichen. Doch noch sind nicht alle Stolpersteine aus dem Weg geräumt. Insbesondere steht die wichtigste Impressum-Sektion, der Zürcher Presseverein (ZPV), dem Vorhaben skeptisch gegenüber.
Offiziell angekündet hat Philipp Cueni das Projekt Ende des vergangenen Jahres in einer Kolumne in der von ihm betreuten SSM-Vierteljahreszeitschrift «Gazette». Dieses Heft sei «mit den bisherigen finanziellen Ressourcen und den aktuellen Produktionsbedingungen auf die Dauer kaum zu halten», schrieb er, weshalb sich das SSM auf die Suche nach Partnern gemacht habe. Fündig wurden die im SSM vor allem organisierten Medienschaffenden der elektronischen Medien bei Impressum, wo hauptsächlich Print-Journalistinnen und -Journalisten Mitglieder sind.
«Guten und unabhängigen Medienjournalismus» will Cueni in der noch namenlosen Zeitschrift alle zwei Monate liefern und ganz sicher kein Verbands-Sprachrohr betreiben. «Ich will die Themen breiter und ausgewogener bearbeiten und namentlich auch die Medienpolitik stärker gewichten», sagte er am Montag gegenüber dem Klein Report. Den stärksten Ausbau gegenüber der heutigen «Gazette» plant er in der Westschweiz, wo neu eine eigenständige französischsprachige Version erscheinen soll.
Das Konzept der neuen «Gazette» (oder wie auch immer das Heft heissen wird) tönt ganz ähnlich wie dasjenige des knapp 30-jährigen «Klartext», einem von der Comedia-Vorgängerin SJU gegründeten und von einem Stiftungsrat getragenen Medienmagazin. Entsprechend hatte das SSM bereits im Jahr 2006 wegen einer Partnerschaft angefragt, wie sich Stiftungsratspräsidentin Marianne Erdin erinnert. «Wir wären dazu bereit gewesen und verlangten lediglich, dass der Name `Klartext` und die Rechtsform der Stiftung bleiben sollen», sagte sie gegenüber dem Klein Report. Doch nachdem sie dem SSM eine detaillierte Offerte habe zukommen lassen, habe sie nie wieder etwas zum Thema gehört.
Skeptisch steht dem Vorhaben auch der Zürcher Presseverein gegenüber, wie Präsident David Strohm gegenüber dem Klein Report erklärte. «Wir sind nur dafür, wenn es etwas für die Mitglieder gibt», betonte er und meldete Bedenken wegen der Kosten an. Weil von Philipp Cueni keine Zahlen erhältlich waren, hat der Klein Report selbst gerechnet: Nehmen die beteiligten Verbände eine Startauflage von 8000 Exemplaren zu einem geschätzten Jahrespreis von 60 Franken ab, gibt das eine halbe Million Franken. Zählt man einen ähnlich hohen Betrag aus Inseraten dazu, ist ein Jahresbudget von einer Million Franken realistisch. Verlagsleiter Ivo Bachmann, der frühere «Beobachter»- und «Basler Zeitung»-Chefredaktor, wollte sich zu dieser Daumensprung-Kalkulation nicht äussern. Bis zum 20. März muss namentlich Impressum exakte Zahlen auf den Tisch legen, denn dann soll eine Delegiertenversammlung in Bern ihr Okay zum Vorhaben geben. Der Ausgang der Abstimmung ist durchaus offen.
Montag
26.01.2009