Alles prima, Optimismus pur und (fast) alles läuft gut. So präsentierte sich die Ringier-Spitze an der Presskonferenz vom Mittwoch. Nur eine leise und zaghafte Selbstkritik kam Schweiz-CEO Marc Walder über die Lippen. Mit dem neuen SoBli-Magazin sei er zwar «zufrieden», aber die journalistische Qualität müsse noch gesteigert werden.
Hinter den Kulissen sieht es aber anders aus. Das in einer Feuerwehrübung zusammengeschusterte Magazin kam viel schlechter an, als es Walder wahrhaben will. Anders ausgedrückt: Der Bruch mit der Vergangenheit ist so radikal, dass in Sachen Boulevardjournalismus und einem wilden Layout völlig überzogen wurde.
War das vorherige Edel-Magazin mit grossen Reportagen ein Fremdkörper in dem auf Boulevard gedrillten neuen «Sonntagsblick» unter Chefredaktor Karsten Witzmann, so überwog in der ersten Ausgabe das Chaos und journalistischer Tiefgang. Das wurde erkannt, weshalb nun das Ringier-Urgestein Fibo Deutsch (71) aktiviert wurde, um zum Rechten zu schauen. Eine mögliche Erklärung für das Debakel: Aus Kostengründen wird das «Sonntagsblick»-Magazin auch aus dem News-Room heraus produziert und dabei wird der doch beträchtliche journalistische Aufwand von vielen Rubriken und Kleinstkram unterschätzt.
«Unterhaltung mit hohem Nutzwert» hat der Verlag Ende März frohlockt und erklärt, dass bei der Neuausrichtung und Neugestaltung des Magazins «Menschen aus der Schweiz im Zentrum stehen», wie in einer Medienmitteilung das Konzept erklärt wurde. «Themenschwerpunkte, die regelmässig aufgegriffen werden, sind Gesundheit, Essen, Mode, Beauty, Wissenschaft, Reisen, Wohnen, TV und Rätsel», hiess es.
Die neue Redaktionsleiterin des Sobli-Magazins, Janine Urech (ehemals «annabelle»), hat erst vor einer Woche das Ruder übernommen, während viele von Frank A. Meyer eingesetzte deutsche Edel-Magaziner schon längst das Weite gesucht haben. Klar ist: Mit dem radikalen inhaltlichen und formalen Kurswechsel beim SoBli-Magazin ist Ringier endgültig beim klassischen Boulevard gelandet. Oder anders ausgedrückt: Frank A. Meyer ist das letzte, teure journalistische Prestigeprojekt in der Schweiz abhandengekommen.
Immerhin kann sich der Ringier-Verlag in Berlin über gesteigerte Leserzahlen bei «Cicero» freuen. Gemäss den Verantwortlichen an der Pressekonferenz habe «Cicero» 2010 erstmals den Break-even erreicht.