Der Zürcher «Tages-Anzeiger» hat einen neuen Kulturchef: Andrea Raschèr wird ab 1. Juni Nachfolger von Claudia Kühner, die nach zweieinhalb Jahren auf diesem Posten auf eigenen Wunsch in die Auslandredaktion wechselt. Er ist zur Zeit Leiter des Bereichs Recht und Internationales beim Bundesamt für Kultur, teilte «Tagi»-Chefredaktor Peter Hartmeier am Montag mit.
Gegenüber dem Klein Report stellte sich der neue Kulturchef am Montag vor allem als Teamplayer dar. Auf die Frage beispielsweise, wie er mit dem Thema der Mohammed-Karikaturen hier und heute im «Tagi» umgehen würde, sagte er: «Ich würde sie nicht abdrucken. Für den Umgang mit dem Thema habe ich da durchaus meine Ideen, würde diese aber erst mit dem Team besprechen.» Die Zeitung habe viele hervorragende Redaktionsmitglieder, mit denen er wie ein Fussballtrainer zusammenarbeiten möchte: «Ich sehe mich als Coach, der die Mannschaft aufstellt, aber die Tore müssen die anderen schiessen.» Den Kulturteil sieht er auf drei Säulen: Eingehen auf die aktuelle gesellschaftspolitische Situation, Pflegen des «klassischen Feuilletons von Ramstein bis Schiller» sowie Offenheit gegenüber der populären Kultur.
Der promovierte Jurist Raschèr mit Jahrgang 1961 ist in Zürich aufgewachsen, wo er auch lebt. Er verfügt über einen breiten kulturellen Horizont. Er war Flötist in verschiedenen Orchestern und Keyboarder in zwei Rockbands, Opernregisseur an mehreren europäischen Bühnen, Dialogregisseur bei BMG Classics und Nightingale und führte Regie bei drei Programmen von Lisa Berg. Er ist Lehrbeauftragter und Dozent für Kulturmanagement und -politik an den Universitäten Zürich, Basel, Bern und Luzern. Entsprechend seinen vielfältigen Interessen verfügt er über ein dichtes Netzwerk in der kulturellen Welt.
Montag
13.02.2006