Die Veränderungen bei der Tageszeitung «Der Bund» lösen an der Zürcher Falkenstrasse bei der «Neuen Zürcher Zeitung» Expansionsgedanken aus. «Ein gewisses Interesse für eine NZZ mit Berner Regionalteil besteht», zitierte die «SonntagsZeitung» die Pressestelle der NZZ. Umfragen hätten ergeben, dass es bei den «Bund»-Lesern «wenig Akzeptanz» für ein Kopfblatt des «Tages-Anzeigers» gebe. Bei der NZZ sei der Entscheid aber noch «offen».
Seit der Übername der Berner Espace Media Groupe im Mai 2007 denkt die neue Besitzerin, der Zürcher Medienkonzern Tamedia, über verschiedene Varianten für die 150-jährige Berner Tageszeitung nach: Von der Einstellung über die Fusion mit der «Berner Zeitung» bis hin zur Variante als Kopfblatt des «Tages-Anzeigers» ist alles im Programm. Seit 2004 erscheint der «Der Bund» bereits in einer Verlags- und Werbemarktkooperation mit der «Berner Zeitung».
Gegenüber dem Klein Report ergänzte NZZ-CEO Albert P. Stäheli die Aussagen etwas: «Unsere Umfragen in Bern zeigen wenig Akzeptanz für einen `Bund` als Kopfblatt des `Tages-Anzeigers`, aber ein substanzielles Interesse an einer NZZ Bern mit Regionalteil. Mit unserem allfälligen Interesse hat das nichts zu tun», so Stäheli, der vor seinem CEO-Posten bei der NZZ diese Funktion bei der Espace Media Groupe ausgeübt hatte.
Albert P. Stäheli: «Tatsächlich sind wir von massgeblichen Kreisen in Bern angegangen worden, die NZZ solle für die Hauptstadt einen Regionalteil Bern einführen. Man verspricht sich eine qualitative Bereicherung des öffentlichen Diskurses. Ob sich ein solches Experiment für die NZZ rechnen würde, bedarf eingehender Analysen. Der Start eines solchen Projektes ist derzeit völlig offen. Im Vordergrund steht für uns derzeit das Projekt der Erneuerung der NZZ auf den kommenden Herbst.»
Er habe das Gerücht vom Engagement der NZZ in Bern auch gehört, sagte «Bund»-Chefredaktor Artur K. Vogel gegenüber dem Klein Report. Allerdings werde in der Medienbranche «ungeheuer viel geschwätzt», und er gebe nichts auf «halbgare Meldungen». Lachen muss Vogel trotzdem: «Die NZZ war 13 Jahre lang massgeblich am `Bund` beteiligt und hätte in dieser Zeit neue Modelle einführen können. Stattdessen hat sie ihre Berner Beteiligung ohne sichtbare Lust und Phantasie verwaltet und, als Tamedia 2007 bei Espace Media einstieg, wie eine heisse Kartoffel fallen gelassen. Jetzt, wo sie nichts mehr hat in Bern, will sie plötzlich zurückkehren und von null anfangen?»
Dass seine Leser keine Lust auf ein Kopfblatt des «Tages-Anzeigers» hätten, bestätigt der «Bund»-Chefredaktor. Allerdings: «Es gibt überhaupt keine Pläne für ein Kopfblatt. Entweder existiert der `Bund` in enger Kooperation mit dem Tagi weiter, wobei Inhalte in beiden Richtungen ausgetauscht werden; oder es gibt künftig in Bern nur noch eine Zeitung.» Beide Modelle seien bis in alle Details ausgearbeitet worden, erklärte Artur K. Vogel weiter: «Der Tamedia-VR wird spätestens im Frühsommer entscheiden.»
Sonntag
26.04.2009