Nun ists klar, warum wir Schweizer so gerne durch die Camargue tuckern, an der Riviera die noch schneeweissen Zehen in die Bucht strecken und in der Barcelonetta einfach dasitzen, den Menschenstrom beobachtend, einen Punch nach dem andern schlürfen: Wir Schweizer sind selbstverliebt und als solche auch selbstgenügsam. 6000 vom Markt- und Meinungsforschungsinstitut Demoscope befragte Schweizerinnen und Schweizer können schliesslich nicht irren. Laut der Studie, die am Donnerstag veröffentlicht wurde, sind wir ein Volk von Narzissen und Konservativen.
Der Narzissmustrend der letzten Jahrzehnte hält weiterhin an. Begleitet wird er von einem zunehmenden Neokonservatismus, zudem besteht laut Studie ein grosses Bedürfnis nach Verwurzelung, Werte wie Heimat und Familie sind wieder gefragt, ebenfalls zentral ist der Materialismus. (Wie meinte Stefanie Carp, scheidende Chefdramaturgin von Schiffbau und Pfauen, unlängst in einem Interview des «Tagi-Magi»: Geld sei in der Schweiz ein Fetisch.) Und nach so viel Schmach und Selbsteigenständnissen die gute Nachricht für uns Lebensfrohen: Der Hedonismus liegt wieder voll im Trend. «Das Lustprinzip ist die starke Triebfeder unserer Gesellschaft», heisst es in der Studie frohlockend. Na dann sehen wir uns alle bestimmt beim nächsten gemeinsamen Lachen und Purzelbaumschlagen!
Donnerstag
24.06.2004