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Montag
02.05.2011

Der Nachrichtendienst des Bundes (NDB) rechnet damit, dass Informations- und Kommunikationssysteme künftig häufiger von Cyberattacken betroffen sind, wie aus dem Jahresbericht 2010 hervorgeht. Die Attacken sind vielfältig und betreffen sowohl Unternehmen und Regierungen als auch politische Parteien. Eine Expertengruppe, in der auch der NDB vertreten ist, soll bis Ende 2011 eine gesamtheitliche Strategie des Bundes gegen Cyberbedrohungen ausarbeiten.

Computerwürmer wie Stuxnet greifen Prozessleitsysteme an, die zur Überwachung, Kontrolle und Steuerung von Industrieanlagen oder von Infrastrukturen zur Verteilung lebenswichtiger Güter wie Strom, Wasser und Brennstoffe oder im Bereich des Transports und Verkehrs eingesetzt werden. Bei Stuxnet vermutet man, dass iranische Atomanlagen das Ziel der Angriffe waren. «Es ist damit zu rechnen, dass in Zukunft industrielle Kontrollsysteme aller Art vermehrt im Fokus von Angreifern stehen», so der NDB.

Auch Industriespionage im Netz ist ein Thema beim NDB. «Die bekannt gewordenen Spionagefälle sind nicht als unabhängige Einzelfälle zu betrachten, vielmehr muss auf Gemeinsamkeiten geachtet werden», teilte der Nachrichtendienst mit. Die klassische Spionageabwehr von Ländern und Unternehmen müsste auch auf das Internet übertragen werden.

Der NDB geht ausserdem davon aus, dass bei politischen Auseinandersetzungen zukünftig vermehrt mit Angriffen gegen Internetdienste zu rechnen ist. «Neben den Demonstrationen vor Ort werden Proteste zunehmend auch in den virtuellen Raum getragen», so der NDB im Jahresbericht. «Die Dienste sollten sich entsprechend auf solche Vorkommnisse vorbereiten.» Als Beispiele nennt der NDB die Attacken auf Parteiwebseiten nach der Annahme der Volksinitiative gegen den Bau von Minaretten oder die DoS-Attacke, mit der Postfinance nach der Sperrung des Kontos von Wikileaks-Gründer Julian Assange lahmgelegt wurde.