Wenn in Solothurn die Filmlichter verlöschen, sendet Locarno die ersten Strahlen und Zeichen. Das 62. Filmfestival (5. bis 15. August) zeigt auch in Krisenzeiten Biss. Das unterstreicht nicht nur das neue Plakat mit einem wilden reisserischen Leopardenkopf, sondern auch Festivalpräsident Marco Solari an einer Medienorientierung in Solothurn. «Wir sind so stark wie nie», behauptet er magistral. Dass dies nicht nur eine Schutzbehauptung ist, belegt er mit dem Hinweis, dass die Hauptsponsoren UBS, Swisscom, Manor und AET bei der Stange bleiben beziehungsweise die Abmachungen zwischen ihnen und dem Festival noch zwei Jahre laufen. «Das lässt mich ruhig schlafen.» Die Finanz-Zukunft danach bleibt ungewiss.
Gewiss ist indes, dass die Sektion Open Doors in diesem Jahr dem chinesischen Kulturraum (China, Hongkong, Taiwan) gewidmet ist. Das «äusserst facettenreiche Universum, in dem verschiedene Produktionsrealitäten nebeneinander existieren», soll hier präsentiert werden, erklärte der Open-Doors-Verantwortliche Vincenzo Bugno. Auch der künstlerische Leiter, Frédéric Maire, der sein letztes Locarno-Direktorium an die Hand nimmt, ist glücklich darüber, dieser immensen Weltregion ein Forum zu bieten. «Dies eröffnet ganz neue Perspektiven - in ökologischer wie auch kultureller Hinsicht», sagte er.
Gewiss ist auch, dass die viel beachtete Kritikerwoche («Semaine de la critique») in diesem Jahr ihren 20. Geburtstag feiert. «Für einen grossen Festakt haben wir kein Geld», offenbart Irene Genhart, die zusammen mit Simon Spiegel und einer Handvoll engagierter Filmjournalisten diesen Anlass auf die Beine stellt. Sponsoren seien jedoch jederzeit willkommen, warb die Filmkritikerin. Sieben Dokumentarfilme in Grenzbereichen mit eigener Handschrift werden ausgewählt und im Rahmen des Filmfestivals Locarno gezeigt. Vergangenes Jahr war ein «Semaine»-Film unter anderem das Werk über Lakota-Indianer, «No More Smoke Signals», von Fanny Bräuning, das just in Solothurn den «Prix de Soleur» erhielt.
Montag
26.01.2009