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Mittwoch
28.09.2011

Vorzeitiges Aus für den Musicstreaming-Dienst Soundshack, den «20 Minuten Online» erst am 10. November 2010 gestartet hatte. Nur wer den Dienst für 14.90 Franken einen Monat lang, für 42 Franken drei Monate lang oder gar für 79 Franken für ein halbes Jahr abonniert hat, kann ihn noch bis maximal Ende Dezember 2011 nutzen. Wegen «mangelnden Erfolgs» wird der Musicstreaming-Dienst in der Silvesternacht eingestellt, länger laufende Abonnemente werden ausbezahlt. Der Abschluss neuer Abos ist bereits ab sofort nicht mehr möglich.

Das kostenpflichtige Musikportal bot unter www.soundshack.ch mehrere Millionen Songs aus verschiedenen Stilrichtungen wie Pop, Hip-Hop oder Rock zum Streaming. Individuelle Playlists konnten am Computer zusammengestellt und mit dem Mobiltelefon synchronisiert werden. So waren die Lieblingssongs auf dem Mobile auch offline jederzeit verfügbar.

Der Klein Report sprach am Dienstag mit Eliane Gräser, Kommunikation «20 Minuten», über die Gründe für das Soundshack-Aus nach nur 13 Monaten. «Die Gründe für den Entscheid sind die unter den Erwartung liegende Anzahl Abonnenten sowie die unsichere Entwicklung des Streamingmarktes in der Schweiz», so Gräser. Detaillierte Zahlen zur Anzahl Soundshack-Nutzer wollte sie ebenso wenig verraten wie jene Userzahl, welche nötig gewesen wäre, um Soundshack langfristig am Leben zu erhalten.

Konkret wurde sie jedoch bei der Frage, was die Einstellung des Dienstes für die Angestellten bedeutet: «Von dem Entscheid, Soundshack nicht mehr weiterzuführen, sind zwei Vollzeitstellen betroffen. Der Mitarbeiterin, die das Portal redaktionell betreut hat, können wir in der Redaktion von `20 Minuten Online` eine Stelle anbieten», so Gräser gegenüber dem Klein Report. «Der anderen Mitarbeiterin musste auf Ende September die Kündigung ausgesprochen werden. Es wird aktuell für sie nach einer Lösung innerhalb von Tamedia gesucht», erklärte sie weiter.

140 Franken für ein Jahr gestreamte Musik erachte man bei Tamedia nach wie vor für einen realistischen Preis. «Die Erfahrungen von `20 Minuten Online` mit der kostenpflichtigen iApp TV-Screen haben gezeigt, dass die Nutzerinnen und Nutzer bereit sind, für ein Angebot, das sie regelmässig nutzen, zu bezahlen», erklärte Eliane Gräser. Musikstreaming werde vom Schweizer Markt jedoch nur sehr zaghaft aufgenommen. Die meisten Musikliebhaber bevorzugten es heute, das einzelne Musikstück zu besitzen und nicht zu mieten. Also würden sie das Stück herunterladen oder sich eine CD kaufen.

Eliane Gräser schloss im Gespräch mit dem Klein Report nicht aus, dass der Stopp für «20 Minuten Mobile» indirekt auch das Aus für Soundshack verursacht haben könnte. «Das hat tatsächlich einen Zusammenhang. Mit `20 Minuten Mobile` haben wir ein Angebot auf den Markt gebracht, das hauptsächlich auf günstiges mobiles Surfen ausgerichtet war. Damit war das Angebot auch für ergänzende Services wie Soundshack attraktiv», so Gräser.

Soundshack sei ursprünglich als ergänzendes Angebot zu «20 Minuten Mobile» konzipiert worden, sei zu einem späteren Zeitpunkt separat lanciert worden. «Wir wollten Soundshack noch etwas mehr Zeit geben, sich zu etablieren, haben jedoch festgestellt, dass auch in den vergangenen Monaten die Akzeptanz von Streaming in der Schweiz und entsprechend unsere Verkäufe nicht gestiegen sind. Deshalb haben wir uns nun entschieden, Soundshack per Ende Jahr auslaufen zu lassen», sagte Gräser. Ein sofortiges Aus sei zur Diskussion gestanden. «Wir möchten es unseren Kunden ermöglichen, ihre abgeschlossenen Abonnemente noch regulär auslaufen zu lassen und sich in dieser Zeit in Ruhe nach Alternativen für ihren Musikgenuss umzusehen», erklärte sie.

Gräser glaubt nicht, dass man Soundshack stärker hätte bewerben müssen. «Es wurden verschiedene Inseratewellen geschaltet. Begleitet wurden diese durch eine Plakatkampagne und Fernsehspots, die wir in Zusammenarbeit mit den Labels realisiert haben», erklärte sie dem Klein Report. Zudem habe es verschiedene Kooperationen mit Festivals geben. «Wir glauben daher nicht, dass sich der Erfolg durch eine stärkere Bewerbung eingestellt hätte», ist sie überzeugt.

Wird Tamedia in irgendeiner Form von den mit Soundshack gesammelten Erfahrungen profitieren können? Gräser diplomatisch: «Wir sehen, dass die Marke `20 Minuten` von unseren Leserinnen und Lesern sehr stark mit Medien im engeren Sinn, also den Pendlerzeitungen, der Zeitschrift `20 Minuten Friday`, dem Newsportal sowie den Apps von `20 Minuten` assoziiert wird», erklärte Gräser dem Klein Report. «Daher werden wir uns in nächster Zeit voll auf unsere Kernkompetenzen konzentrieren», folgerte Gräser.