Der «Arbeitskreis Ortographie» St. Gallen und der Verein «Sprachkreis Deutsch» in Bern ruft die Erziehungsdirektorenkonferenz (EDK) zu einem Moratorium bei der 1996 eingeleiteten Rechtschreibereform auf. Die beiden Gymnasiallehrkräfte-Organisationen sowie der Schriftsteller Adolf Muschg und der Basler Sprachwissenschafter Rudolf Wachter fordern die EDK auf, zur Reform «eine echte Anhörung durchzuführen». Die Regeln von 1996 dürften erst nach einer gründlichen Prüfung verbindlich werden. Eine Prüfung, die allerdings nicht von der mit der Umsetzung der Rechtschreibereform betrauten Reformkommission durchgeführt werden soll.
Der Kommission und ihrem Beirat werfen die Unterzeichner des Aufrufs wirtschaftliche Verflechtungen mit den Interessen der Wörterbuchverlage vor. Bei insgesamt 150 Schweizer Mittelschulen werden zurzeit weitere Unterschriften gesammelt, wie Peter Zbinden vom Sprachkreis Deutsch auf Anfrage sagte. Danach soll der Aufruf noch im Juni der EDK unterbreitet werden. Lanciert wurde der Appell vor dem Hintergrund eines anstehenden Entscheides in Deutschland zur Rechtschreibereform: Am Donnerstag und Freitag entscheiden die deutschen Kultusminister darüber, ob die neuen Regeln wie geplant ab Schuljahr 2005/2006 für die Schulen als verbindlich erklärt werden.
Dienstag
01.06.2004