Entgegen einer ersten Entscheidung wird der Prozess um den Mord an der regierungskritischen russischen Journalistin Anna Politkowskaja nun doch hinter verschlossenen Türen verhandelt. Das legte das zuständige Moskauer Militärgericht am Mittwoch fest. Die Geschworenen hätten sich geweigert, den Verhandlungssaal im Beisein von Journalisten zu betreten, begründete der Richter seinen Entschluss.
Am Montag hatte sich das Gericht zunächst für einen öffentlichen Prozess entschieden. Die wegen ihrer kritischen Tschetschenien-Berichte bekannte Politkowskaja war vor zwei Jahren vor ihrer Moskauer Wohnung erschossen worden.
Sowohl die Verteidiger der insgesamt vier Angeklagten wie auch die Anwälte der Politkowskaja-Familie kritisierten den Ausschluss der Öffentlichkeit vom Prozess. Wenn ein Geschworener seinen Eid geleistet habe, müsse ihm auch klar sein, dass er in seiner Funktion als Richter in der Öffentlichkeit stehe, sagte die Anwältin der Politkowskaja-Familie, Karina Moskalenko.
Der mutmassliche Mörder Politkowskajas, der Tschetschene Rustam Machmudow, ist weiter auf der Flucht. Vor Gericht müssen sich zwei Brüder Machmudows und ein Polizist wegen Beihilfe zum Mord verantworten. Ein vierter Angeklagter soll die Adresse der Reporterin verraten haben. Menschenrechtler kritisieren, dass bis heute weder die Auftraggeber des Mordes noch die Geldgeber ermittelt wurden.
Mittwoch
19.11.2008