Nach massivem Druck der EU-Kommission haben sich mehrere europäische Mobilfunkanbieter auf niedrigere Preise für Gespräche im Ausland geeinigt. Die Kunden sollen dadurch im Ausland 50% billiger mit dem Handy telefonieren können. Die neuen Preise gelten allerdings erst ab Oktober - also nach der diesjährigen Feriensaison. Die Deutsche Telekom einigte sich mit mehreren anderen Mobilfunkbetreibern auf eine Senkung der Einkaufspreise, wie die Telekom-Mobilfunk-Tochter T-Mobile am Donnerstag mitteilte.
Die Kooperationspartner sind T-Mobile, Orange, Telecom Italia Mobile (TIM), Telenor, TeliaSonera und Wind. Die durchschnittlichen Einkaufspreise, die sich die Unternehmen untereinander für die Telefonverbindungen in Rechnung stellen, werden von Oktober 2006 an auf 45 Cent je Minute gesenkt und ein Jahr später auf 36 Cent. Das entspreche einer Halbierung der derzeit geltenden durchschnittlichen Grosshandelspreise, hiess es. Die Anbieter wollten die Preisnachlässe vollständig an ihre Kunden weitergeben. Sie kommen zusammen auf rund 200 Millionen Handynutzer.
Die Unternehmen reagieren mit der Vereinbarung auf scharfe Kritik der EU-Kommission, die mit einer Regulierung der Entgelte für Auslandsgespräche gedroht hat. Die EU-Kommission will dennoch an ihren Plänen zur gesetzlichen Senkung der Handytarife im Ausland festhalten. Ziel der Kommission sei nach wie vor nicht nur eine Senkung, sondern eine komplette Angleichung der Roamingtarife an das Inlandniveau und eine Abschaffung der Passivgebühren für empfangene Anrufe im Ausland, sagte der Sprecher der zuständigen Kommissarin Viviane Reding.
Die Swisscom teilte am Donnerstag mit, dass Natel-Abonnenten ab Anfang Juli günstiger telefonieren können. Mit der neuen Roaming-Option Euro Passport würden Kunden im Ausland schon während der zweiten Minute durchschnittlich 30% günstiger als bisher telefonieren, hiess es in einer Mitteilung. Swisscom reagiere mit dem Angebot auf die Kritik an den hohen Roamingtarifen, teilte der Internet-Vergleichsdienst Comparis seinerseits mit. Der Schritt gehe «in die richtige Richtung, nämlich hin zu tieferen Roamingtarifen». Das Potenzial sei aber noch lange nicht ausgeschöpft. Deutlich tiefere Preise lägen durchaus im Rahmen des Möglichen. Auch Orange will demnächst nachziehen, wie es auf Anfrage hiess. Mehr dazu: Comparis warnt vor übersetzten Roamingtarifen, Roaming-Gebühren im Visier der EU-Kommission und EU will Handy-Roaming verbilligen
Donnerstag
01.06.2006