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Donnerstag
21.09.2006

Bei wissenschaftlichen - genauer vermutlich: «wissenschaftlichen» - Studien zu den Auswirkungen der Mobilfunkstrahlung beeinflusst der Geldgeber massgeblich die Studienresultate. Das hat eine Untersuchung der Universität Bern ergeben. Studien, die ausschliesslich durch die Telecomindustrie finanziert sind, berichten seltener über gesundheitliche Auswirkungen der Mobilfunkstrahlung als vergleichbare Studien, die von der öffentlichen Hand finanziert sind. Zu diesem Befund kommt eine Untersuchung des Instituts für Sozial- und Präventivmedizin der Universität Bern, wie diese am Donnerstag mitteilte. Die Studie wurde in der Fachzeitschrift «Environmental Health Perspectives» veröffentlicht.

Für ihre Untersuchung analysierten die Berner Wissenschafter systematisch Resultate und Qualität von 59 experimentellen Studien, die von 1995 bis 2005 in Fachzeitschriften veröffentlicht wurden. Bei allen untersuchten Studien ging es um potenziell gesundheitsrelevante Auswirkungen der Mobilfunkstrahlung auf Menschen. Aussagen machen die Wissenschafter auch über die generelle Qualität der Studien: Die gemischtfinanzierten wiesen die höchste Qualität auf, die öffentlich finanzierten schnitten leicht besser ab als die rein von der Industrie bezahlten.

Die Unterschiede in den Resultaten könnten jedoch nicht mit der Methodik bzw. der Studienqualität erklärt werden, sagte auf Anfrage Matthias Egger, Professor am Institut für Sozial- und Präventivmedizin und Mitautor der Untersuchung. Sie müssten vielmehr auf die unterschiedliche Finanzierungsart zurückgeführt werden. Ob Mobilfunkstrahlung tatsächlich die Gesundheit beeinträchtige, sei nicht nachgewiesen und mit der vorliegenden Analyse auch nicht untersucht worden, betonte Egger. Im Hinblick auf die Aussagekraft wissenschaftlicher Studien stimmten die Resultate der Untersuchung aber bedenklich.

Als mögliches positives Beispiel nannte Egger die an der ETH Zürich domizilierte «Forschungsstiftung Mobilkommunikation» (FSM). Die Stiftung wird von den drei Schweizer Mobilfunkanbietern Swisscom, Sunrise und Orange mitfinanziert, die Forschungsaufträge werden jedoch von einem unabhängigen Gremium vergeben.