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Donnerstag
11.02.2010

Einfühlung und Vertrauen sind die Schlüsselkompetenzen, die zu einem globalen Bewusstsein führen. So die These, über die der US-amerikanische Bestsellerautor Jeremy Rifkin am Mittwochabend im Gottlieb-Duttweiler-Institut in Rüschlikon referierte. Rifkin, der zu den einflussreichsten Personen weltweit gezählt wird, stellte sein neues Buch «Die empathische Zivilisation» vor. Über 100 Fans kamen - und zahlten je 250 Franken. Gebannt horchten die Gäste den Worten des zuweilen etwas missionarisch wirkenden Denkers. Die auffallend vielen Vertreter aus der Medien- und Werbebranche wird wohl nicht zuletzt auch Rifkins äusserst eloquente und souveräne Rhetorik beeindruckt haben.

Empathie sei das Fundament, das nicht auf Märkten, sondern in der Gemeinschaft gelegt werde. «Glauben Sie, ein neugeborenes Kind sei von Neid oder Hass bestimmt, wenn es das Licht der Welt erblickt?», frage der redegewandte Soziologe, Ökonom und Publizist rhetorisch in die Runde. Das Gegenteil sei der Fall: Babys seien viel eher von einem Bedürfnis nach Gegenseitigkeit, Intimität und Liebe erfüllt. Man spreche von den so genannten Empathie-Neuronen. Laut dem Wissenschaftler sei der Mensch genetisch gesehen nicht primär eigennützig.

Dank moderner Kommunikation könne zumindest die industrialisierte Welt als eine ausgedehnte Familie denken. Soziale Netzwerke im Internet, Blogs und andere Kommunikationsformen verbänden die Menschen weltweit je länger je enger miteinander. «Ich sehen eine globale Gesellschaft, die ihre emotionale Bindung auf alle Menschen ausdehnt.» Mit Blick auf die bescheidenen Resultate von globalen Verhandlungen und Konferenzen wie Kopenhagen sei dieses Potenzial zwar noch längst nicht ausgeschöpft. Doch dank den heute zur Verfügung stehenden Kommunikationsmitteln könnte sich das Blatt schon bald wenden. «Ich sehe ein neues, globales Bewusstsein», so Rifkin.