Die klassische Rubrik «Was macht eigentlich…?» ist beim Klein Report für die Leserschaft ein unsichtbares Gefäss. Denn wir sehen es als unsere journalistische Pflicht, die Leser vor chronisch mahnenden, ewig Jungen oder Medienpamphlete verfassenden älteren Herren zu verschonen.
Ausnahmen bestätigen die Regel, aber nur, was ältere Herren betrifft: Bruno Lezzi! Ist das eine Freude, was der Dr. phil. I nach 25 Jahren im Einsatz für die «Neue Zürcher Zeitung» noch so alles macht. Er lernte zu lehren, gibt sein Wissen weiter und er reist immer noch in Krisengebiete, um sich ein Bild vor Ort zu machen.
Nachdem im Sommer 2009 bekannt geworden war, dass Bruno Lezzi in die Phase des Ruhestandes übertreten würde, hat sich Professor Dieter Ruloff, Direktor des Instituts für Politikwissenschaft der Universität Zürich, bei ihm gemeldet und angefragt, ob er Lust und Zeit hätte, einen Lehrauftrag für schweizerische Sicherheitspolitik zu übernehmen. «Dies war - wenn man so will - ein willkommener Rettungsanker, der mich vor dem Absturz ins Rentnerdasein bewahrte und jetzt noch bewahrt», erklärt Bruno Lezzi verschmitzt gegenüber dem Klein Report. «Allerdings habe ich die Anforderungen bei der Zusage etwas unterschätzt», so Lezzi. «Auch wenn ich die Grundlinien gut kenne - ich beschäftigte mich während meines ganzen Berufslebens mit Sicherheitsfragen (im ehemaligen Eidgenössischen Militärdepartement war ich von 1972 bis 1983 in der Untergruppe Nachrichtendienst und Abwehr tätig) -, geht es doch immer wieder darum, die Materie didaktisch aufzubereiten und während jeweils anderthalb Stunden pro Woche (gesamthaft 13 Doppelstunden) in einer ansprechenden Weise zu präsentieren, was ich sehr gerne mache.»
Vor allem der Kontakt zu jungen Leuten freue ihn überaus. Das sei viel anregender als die Auseinandersetzung mit den immer gleichen Formeln von Schweizer Politikern. «Ich vermittle den Studierenden vor allem auch Kontakte zu Schlüsselpersonen der Sicherheitspolitik, was ich auf einfache Weise tun kann, was sich aber sehr günstig auf die Arbeiten auswirkt, die für Bologna-Punkte geschrieben werden müssen», beschreibt Lezzi sein neues Arbeitsfeld.
Nun ist der ehemalige NZZ-Journalist, der seine Dissertation zum Thema «General Wille und die Kriegsbereitschaft der schweizerischen Armee beim Ausbruch des Ersten Weltkrieges» verfasst hat, bereits am zweiten Durchgang an der Uni: «Ich versuche, die Sache insofern abwechslungsreich zu gestalten, als ich für die Diskussionen im Anschluss an meine 45 Minuten dauernden Vorlesungen Zeitzeugen beiziehe: So kam bereits Botschafter Christian Catrina (verantwortlich für die Redaktion des neuen Sicherheitsberichts des Bundesrates). Der ehemalige Staatssekretär Franz von Däniken wird über Neutralitätsfragen diskutieren, Altbundesrat Adolf Ogi über seine Anstrengungen zur sicherheitspolitischen Öffnung im Rahmen der Partnerschaft für den Frieden sowie Barbara Haering und Botschafter Claude Wild über Aspekte der menschlichen Sicherheit.»
Nebst seiner journalistischen Tätigkeit war Bruno Lezzi von 1972 bis 1983 Beamter im Generalstab des Eidgenössischen Militärdepartements, dem heutigen Departement für Verteidigung, Bevölkerungsschutz und Sport (VBS). Bis Ende 2008 war er Oberst im Generalstab, eingeteilt in der Sachgruppe Strategie des Armeechefs. Kriegsbeobachtungen führten ihn nach Grosny, Bosnien-Herzegowina, Albanien und Afghanistan.
Für Avenir Suisse habe er «ein grösseres Papier zur Schweizer Sicherheits- und Verteidigungspolitik verfasst», so Lezzi gegenüber dem Klein Report. Für Liebhabereien wie Wanderungen in den einsamen Wäldern des Zürcher Oberlandes oder die Lektüre bleibe kaum noch Zeit. «Im Sommer werde ich aber nochmals mit der deutschen Bundeswehr nach Afghanistan reisen», schliesst der aktive Pensionär.