Christoph Blochers Beratungsmandat bei der «Basler Zeitung» sorgt seit Tagen für Unruhe. Ein Zeichen setzte die JUSO beider Basel, die am Donnerstagmittag zu einer Demonstration vor dem BaZ-Gebäude am Aeschenplatz lud. Gemäss Schätzung der Organisatoren waren zeitweise 150 besorgte Zeitungsleserinnen und Zeitungsleser vor Ort.
Das Demopublikum war altersmässig sehr durchmischt. Alle Alterskategorien waren anwesend - von besorgten pensionierten Personen bis zu jungen Familien mit Kinderwägen. Die Kundgebung an sich dauerte nur kurz. Wie geplant, war es eine Art von Stehprotest vor dem BaZ-Gebäude. Mit dem Megafon sprachen einige Personen, darunter die Zentralsekretärin von Comedia, eine Vertreterin der UNIA und eine Juso-Vertreterin. Sarah Wyss, Präsidentin der JUSO beider Basel, erklärte am Freitag gegenüber dem Klein Report, warum sich die Jungpartei so stark gegen Blochers Engagement bei der BaZ einsetzt und wie sie den Stellenabbau bei den AZ Medien beurteilt.
Klein Report: Warum haben Sie bei der Demonstration keine Petition oder sonst eine Bittschrift übergeben?
Sarah Wyss: Momentan läuft noch die Online-Petition, die bereits über 15 000 Leute unterschrieben haben. Die weitere Vorgehensweise wird am Freitagabend an der ersten Bündnissitzung besprochen.
Warum wehren Sie sich denn so stark gegen ein Blocher-Mandat bei der BaZ?
Wyss: Wir wehren uns dagegen, weil eine neutrale Berichterstattung für eine Demokratie unerlässlich ist. Die Bevölkerung muss sich selbst eine Meinung bilden können. Die BaZ soll nicht zum Sprachrohr der SVP mutieren. Dass diese Mutation bereits im Gange war, wurde uns bewusst, als Somm Chefredaktor wurde. Als dann auch noch Blocher als Chefberater zugezogen wurde, wurde die SVP-Indoktrinierung erneut sehr sichtbar.
Haben Sie vor, sich weiter mit der BaZ-Redaktion zu solidarisieren?
Wyss: Ja, wir haben uns bereits mit der BaZ-Redaktion solidarisiert und werden bemüht sein, zusammen mit Ihnen die Ziele einer neutralen und freien Lokaltageszeitung zu erreichen.
Viele Baslerinnen und Basler haben in den vergangenen Tagen aus Protest ein Abo der «Basellandschaftlichen Zeitung» gelöst. Nun hat aber die AZ Medien diese Woche 15 Mitarbeitende entlassen. Werden Sie auch zu diesem Vorfall Stellung beziehen?
Wyss: Nein. Dies hat verschiedene Gründe. Erstens sind unsere Ressourcen sehr beschränkt, wir können nicht zu allen Ereignissen Stellung nehmen, auch wenn wir uns durchaus für diese Ereignisse interessieren und sie uns zu Besorgnis erregen. Zweitens hoffen wir sehr, dass die Mediengewerkschaft Comedia mit der AZ im Gespräch ist und Sozialpläne ausarbeitet. Drittens ist die AZ grundsätzlich eine Zeitung für das Mittelland, weshalb wir als Basler-Sektion momentan nichts unternehmen. Wir schliessen aber nicht aus, dies in Zukunft zu tun.
Wie entgegnen Sie Vorwürfen, dass die Juso am Donnerstag besser gegen Roche demonstriert hätte?
Wyss: Wie bereits oben erwähnt, sind unsere Ressourcen begrenzt. Es gibt viele wichtige Themen, bei denen gehandelt werden muss. Wir werden versucht sein, unser Maximum zu geben. Die «Blocherisierung» der BaZ erschien uns momentan als prioritär, da sie die Meinungsfreiheit von vielen Baslerinnen und Baslern beschränken wird.