Das Geschäft um Musik im MP3-Format könnte als Folge einer Milliarden-Patentstrafe gegen Microsoft vor schweren Turbulenzen stehen. Der US-Software-Gigant muss dem Telecom-Ausrüster Alcatel-Lucent 1,5 Mrd. Dollar zahlen. Microsoft hatte das Recht auf Nutzung der Technologie wie viele andere Unternehmen beim deutschen Fraunhofer-Institut für Integrierte Schaltungen erworben. Ein US-Gericht gab in der Nacht auf Freitag jedoch dem Netzwerkausrüster Alcatel-Lucent Recht, der seine Patente dadurch verletzt sah. Microsoft betrachtet das Urteil als ungerechtfertigt und wird möglicherweise in Berufung gehen. Die Entscheidung sei weder durch die Gesetze noch durch die Fakten gedeckt, erklärte ein Rechtsberater von Microsoft. Eine Sprecherin des US-französischen Unternehmens Alcatel-Lucent begrüsste das Urteil dagegen.
Das Urteil öffne Alcatel-Lucent die Möglichkeit, gegen Hunderte andere Unternehmen vorzugehen, die Lizenzen zur Nutzung der MP3-Technologie bei Fraunhofer erworben hätten, warnte Microsoft. Das deutsche Institut sei der allgemein übliche Lizenzgeber in der Branche. Besonders empörend sei die Höhe des Betrages, da man Fraunhofer nur 16 Mio. Dollar bezahlt habe. Die Strafe fiel so saftig aus, weil das Gericht für die Berechnung den durchschnittlichen Preis verkaufter Windows-PCs zwischen Mitte 2003 und 2005 herangezogen hat.
Mit der MP3-Technik kann man Musik in sehr kompakte Dateien umwandeln. Erhebliche Qualitätsverluste werden dadurch vermieden, dass vor allem für das menschliche Ohr nicht hörbare Töne herausgefiltert werden. Das Format setzte sich für die Speicherung von Musik auf dem Computer, ihren Versand über das Internet und die Nutzung auf mobilen Geräten durch. Entwickelt wurde die Technologie seit 1982 vor allem bei Fraunhofer. Dabei sollen auch von den Bell Laboratories gehaltene Patente zur Datenkomprimierung zum Einsatz gekommen sein. Die Bell Labs wurden später Teil von Lucent. Der US-Netzwerkausrüster fusionierte inzwischen mit dem französischen Rivalen Alcatel.
Freitag
23.02.2007