Der grösste Download-Shop der Welt heisst nicht iTunes, sondern MSN Music - sagt Microsoft. Bill Gates Antwort auf iTunes ist ab Donnerstag in 11 europäischen Ländern vertreten und hält sich selbst somit für den Musikladen mit der weitesten Verbreitung. Wer diesen Shop besuchen will, braucht einen nagelneuen Microsoft-Browser: Konkurrenzprodukte wie Firefox, Safari usw. sind als «Kunden-Vehikel» nicht erwünscht. Ab sofort können Kunden in Dänemark, Finnland, den Niederlanden, Norwegen, Österreich, Schweden, der Schweiz und Spanien bei MSN Music einkaufen, wenn sie denn wollen. In Grossbritannien, Deutschland und Frankreich war MSN bereits vor einigen Wochen gestartet.
Die rapide Expansion des Microsoft-Dienstes rund um den Globus basiert auf einer durchaus cleveren Strategie: Statt überall eigene Strukturen zu schaffen, stützt sich Microsoft gern auf Partner, wie diesmal bei den skandinavischen Ländern auf den regionalen CD-Versender CDon.com. Die digitalen Waren kommen von OD2, was dem MSN Music-Shop das nötige «Gewicht» verleiht: 400 000 Songs will der britische Online-Musikvermarkter im Angebot haben. Die werden via MSN als DRM-geschützte Dateien im WMA-Format vertrieben. Eine Komprimierung auf 160 kbit/s sorgt für gute Soundqualität.
Microsoft setzt anders als Apple bei seinem Shop sowohl auf einen Webshop als auch auf einen Software-Client. Der heisst - wie sonst? - Mediaplayer 10 und schafft (ähnlich wie iTunes) eine Direktverbindung zu den Musikdatenbanken. Auch sonst ist der MSN Music-Shop durch und durch ein Kontra-Angebot gegen Apples erfolgreichen Musikladen. Der Grundpreis für Musik ist bei Singles wie Alben identisch (0,99 beziehungsweise 9.99 Euro), allerdings wirbt MSN mit zusätzlichen Rabatten. Anders ist auch, dass MSN Streams der vollständigen Songs in guter Qualität anbietet, die man sich für 1 Cent anhören kann. Das ist nur darum sinnvoll, weil MSN mit Prepaid-Paketen arbeitet: Man zahlt seine Downloads vorab. Wer zu viel Geld hat, bezahlt per Handy (denn die Hälfte des Geldes geht an den Telekommunikationsdienstleister), vernünftigere Zeitgenossen kaufen Prepaid-Pakete via Firstgate, Visa oder Mastercard. Angeboten werden Downloadpakete für 0,99, 9.99, 29.99 und 59.99 Euro. Die beiden teureren Pakete sind mit Rabatten von 10 respektive 25% verbunden.
MSN Music ging erst Anfang September als Antwort auf den überraschenden Markterfolg von Apples iTunes-Store online. Der gilt nach wie vor als weltweit erfolgreichstes legales Musikdownload-Angebot mit einem Anteil am (noch immer kleinen) Weltmarkt für kommerzielle Downloads im Bereich von 70% (Schätzungen divergieren). In Deutschland bekommt iTunes seit einigen Wochen massive Konkurrenz durch den Telekom-eigenen Musicload-Dienst, der zum einen heftig beworben, zum anderen im Rahmen von Videoclip-Sendungen bei Musiksendern «empfohlen» wird.
Donnerstag
04.11.2004