Content:

Montag
06.06.2005

Für den amerikanischen Software-Riesen Microsoft rückt ein Ende des monatelangen Streits mit der EU-Kommission ein Stück näher: Die Wettbewerbshüter haben am Montag positiv auf die jüngsten Zugeständnisse reagiert. Diese Vorschläge würden nun bei einem zweiwöchigen «Markttest» Konkurrenten von Microsoft vorgelegt, sagte EU-Wettbewerbskommissarin Neelie Kroes am Montag in Brüssel.

Nach den Forderungen der EU-Kommission muss Microsoft der Branche bestimmte technische Informationen offenlegen. Dadurch sollen auch Konkurrenzprodukte zusammen mit dem weit verbreiteten Microsoft-Betriebssystem Windows funktionieren und Konkurrenten ihrerseits Produkte für Windows entwickeln können. Microsoft gestand nach Angaben der EU-Kommission ein, entsprechende Informationen ohne Gebühren und Lizenzzahlungen bereitzustellen. Ungeklärt blieb, ob mit Hilfe dieser Informationen entwickelte Programme unter so genannten Open-Source-Lizenzen vertrieben werden können. Das lehnt Microsoft bislang ab.

Auch im zweiten noch offenen Hauptstreitpunkt zwischen Microsoft und den EU-Wettbewerbshütern zeichnete sich am Montag eine Lösung ab. Ein Kommissionssprecher sagte, es gebe im Hinblick auf das Microsoft-Multimediaprogramm Media Player keine offenen Fragen mehr. Die Kommission hatte zuvor von Microsoft verlangt, Windows-Versionen auch ohne den Media Player anzubieten. So soll Computerherstellern die Möglichkeit gegeben werden, Windows auf Neugeräten zusammen mit vergleichbaren Programmen zum Abspielen von Filmen und Musik von Konkurrenten wie RealNetworks oder Apple zu installieren.

Sollte die EU-Kommission doch noch zum Schluss kommen, dass die jüngsten Vorschläge von Microsoft nicht ausreichen, droht dem Konzern eine Busse von 5 Mio. Dollar täglich. Bereits vor gut einem Jahr hatte die Kommission gegen Microsoft eine Rekordbusse von knapp 500 Mio. Euro verhängt, weil Microsoft seine dominante Position zum Schaden von Konkurrenten ausgenutzt haben soll. Diese Strafe hat Microsoft bereits gezahlt.