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Samstag
25.04.2009

Eine regelrechte Breitseite gegen das Internet hat Verleger Michael Ringier am Freitag an der Jahresmedienorientierung seines Verlags abgefeuert. Er verbringe zwei bis drei Stunden pro Tag im Netz und habe in diesem «endlosen Dschungel der Mittelmässigkeit» die Grenzen des Mediums erkannt, sagte er und sprach von einem «Gewäsch von Dumpfbeuteln», «Schwachsinn» und «Schrott», die da vor allem auf Blogs und in diversen Foren zu finden seien.

Es ist zweifellos allen Leuten frei gestellt, diese Meinung zu teilen oder es zu lassen. Etwas seltsam klingen diese Ausdrücke aber aus dem Mund eines Verlegers, der seit einiger Zeit nicht müde wird, ein verstärktes Engagement in den digitalen Medien inklusive Internet zu beschwören. Es fällt auf, dass ausgerechnet der Bereich «New Media inkl. Cash und Media Swiss Group» bei Ringier Schweiz den grössten Zuwachs von 76,4 auf 146,0 Millionen Franken zu verzeichnen hat - gutes Geld von «Dumpfbeuteln», gemacht aus «Schwachsinn» und «Schrott»? Da kommt einem das gute alte «Pecunia non olet» des römischen Kaisers Vespasian in den Sinn, der das von seinem Vorgänger Nero finanziell ruinierte Weltreich unter anderem mit einer Latrinensteuer sanierte und als Reaktion auf die empörte Kritik seines Sohnes Titus klar machte, dass der Ertrag auch aus einer wenig erfreulichen Quelle nicht stinkt.

Michael Ringier wollte mit seinen abschätzigen Bemerkungen zum Thema Internet allerdings deutlich machen, wie sehr ihm der Printjournalismus am Herzen liegt. Weil die im Internet weitgehend unentgeltlich feilgebotenen Inhalte so minderwertig seien, glaube er so unerschütterlich an den Printjournalismus. Die aktuelle Zeitungskrise namentlich in den USA habe viel eher mit überschuldeten Verlagshäusern als mit ungenügender Qualität des Journalismus zu tun.

Zu eher deftigen Worten griff Michael Ringier später ein weiteres Mal, als ihn der Klein Report auf die Gerüchte ansprach, der deutsche Axel-Springer-Verlag sei an Ringier interessiert und lasse im Moment eine Due-Diligence-Prüfung durchführen. Es sei ihm «schlicht zu blöd», dieses Thema zu kommentieren, wischte er die Frage weg und lehnte es gleich darauf auch ab, zum Thema Übernahmegespräche zwischen Ringier und dem Zeitschriftenverlag von Jürg Marquard etwas zu sagen. «Davon weiss ich gleich viel wie von Springer», beschied er den Anwesenden. - Die Zahlen von Ringier für das Jahr 2008: Ringier mit mehr Umsatz aber weniger Cash Flow