Bei Siemens sind nach Angaben der IG Metall mehr als 10 000 Arbeitsplätze in Deutschland akut von einer Verlagerung ins Ausland bedroht. Neben der Mobilfunk-Sparte ICM seien auch die Automatisierungstechnik, die Energieübertragung, die Verkehrstechnik und die Festnetz-Sparte ICN betroffen, teilte die Gewerkschaft am Montag in München mit. Dies gehe aus Siemens-Planungen hervor, die den Betriebsräten in den vergangenen Wochen vorgestellt worden seien.
Der Konzern wollte sich am Montag nicht im Detail zu den Plänen äussern. «Richtig ist, dass es am 31. März eine Sitzung geben wird, auf der wir uns intern detailliert über dieses Thema unterhalten werden», sagte eine Sprecherin. Deshalb sei es noch verfrüht, über mögliche Massnahmen und deren Umfang zu spekulieren. Siemens hatte vor wenigen Wochen bestätigt, bei ICM seien 2000 Stellen in Bocholt und Kamp-Lintfort von einer Verlagerung bedroht. Die Arbeitskosten in Deutschland seien erheblich höher als in Ländern Osteuropas oder Asiens, sagte Jo Kaeser, Mitglied im Siemens-Bereichsvorstand ICM.
Die IG Metall kritisierte die Siemens-Überlegungen scharf. Es sei skandalös und ein «gesellschaftspolitischer Skandal», dass wegen kurzfristiger Profite Arbeitsplätze aus Deutschland verlagert würden, sagte Bayerns IG Metall-Chef Werner Neugebauer. Erstmals seien jetzt auch qualifizierte Tätigkeiten in der Entwicklung und in der Konzernverwaltung betroffen, die bislang als relativ sicher gegolten hätten. Zudem seien jetzt auch Arbeitsplätze an anderen Hochlohn-Standorten wie Österreich und den USA bedroht. Siemens hatte in den vergangenen Jahren weltweit die Streichung von mehr als 35 000 Stellen angekündigt.
Montag
22.03.2004