Der Hamburger Medienwissenschafter Siegfried Weischenberg hat der heutigen Journalismus als professionell gelobt; die Berufsethik der Journalisten sei äusserst stabil. Auch für «Gesinnungsfanatismus» gebe es keinen Beleg. Zu diesen Ergebnissen kommt er in einer umfangreichen Studie, aus der der deutsche Branchendienst Newsroom folgende Passage zitierte: «Nach wie vor - ja, mehr denn je - fühlt sich die deutliche Mehrheit der deutschen Journalisten den Standards des Informationsjournalismus verpflichtet. Nach wie vor haben Kommunikationsabsichten wie die des Kontrolleurs (`vierte Gewalt`) nur nachrangige Bedeutung.» Gesunken (auf unter 20%) sei die Zahl der Journalisten, die ihre eigenen Ansichten präsentieren wollen.
Die auffällige Selbstinszenierung und die einseitige Parteinahme von Journalisten im Bundestags-Wahlkampf betrachtet Weischenberg als Ausnahme: «Die nervöse Berliner Luft und das rote Licht der Fernsehkameras haben eine journalistische Pseudoelite hervorgebracht, die durch Stimmungsmache aus der Rolle fällt und dazu beiträgt, dass die politische Kommunikation zum Gemischtwarenladen von Opportunisten verkommt.» Die Studie «Journalismus in Deutschland» ist von der Deutschen Forschungsgemeinschaft finanziert und vom Befragungsinstitut Ipsos realisiert worden.
Donnerstag
06.10.2005