Die Medienwächter in Deutschland haben die Rolle von ProSiebenSat.1-Besitzer Haim Saban bei Deutschlands grösstem TV-Konzern kritisiert. Der US-Unternehmer mische sich stark in das operative Geschäft der Senderfamilie ein, sagte der Präsident der Bayerischen Landeszentrale für neue Medien (BLM), Wolf-Dieter Ring, dem Branchendienst Kontakter am Montag.
Saban stelle zudem die föderale Struktur des deutschen Mediensystems in Frage. «Ich möchte nicht, dass hier ein Rundfunksystem entsteht, das dem amerikanischen gleicht. Das sollten wir den Investoren deutlich vermitteln», so Ring weiter.
Generell würden Investoren wie Saban in Deutschland freundlich begrüsst, sagte Ring. «Mittlerweile fällt allerdings auf, dass er sich als Grossaktionär sehr in das operative Geschäft einbringt - sei es in Gesprächen mit der Medienpolitik, mit Werbekunden oder in wesentlichen Strukturfragen.»
Der BLM obliegt die Aufsicht über die Konzern-Sender Kabel1 und N24. Für Sat.1 ist Rheinland-Pfalz und für Pro7 Berlin zuständig. Ring hatte den Einstieg des US-Milliardärs Saban bei der ehemals zu der zusammengebrochenen Kirch-Gruppe gehörenden Senderfamilie im vergangenen Jahr begrüsst und erklärt, damit werde die Senderfamilie wieder wettbewerbsfähiger.
Aus Sicht des BLM-Präsidenten macht Saban Druck für eine Änderung des föderalen Mediensystems in Deutschland. «Ich habe das bisher bei amerikanischen Unternehmern so nicht erlebt», sagte Ring. Diese hinterfragten zwar die Strukturen und bemängelten zuweilen auch deren Komplexheit, akzeptierten aber die Spielregeln. «Saban dagegen will offensichtlich die Spielregeln ändern, dies gilt es zu beachten.» Eine rein auf Gewinnmaximierung ausgerichtete Geschäftsstrategie stehe im Widerspruch zu den Anforderungen in Deutschland, betonte Ring.
Zugleich plädierte Ring für eine Chancengleichheit für deutsche Unternehmen auf dem US-Medienmarkt. Wenn US-Unternehmen wie die Saban Capital Group oder Viacom die Möglichkeit zu Investments in deutsche TV-Sender erhielten, sollten sich auch deutsche Unternehmen in gleicher Weise in den USA engagieren können, forderte Ring. «Das muss man auf internationaler Ebene diskutieren.»
Montag
12.07.2004