Der deutsche Fernsehjournalist Günther Jauch und der Chefredaktor der Wochenzeitung «Die Zeit», Giovanni di Lorenzo, haben für ihren anspruchsvollen Umgang mit der deutschen Sprache den Medienpreis für Sprachkultur 2006 erhalten. Di Lorenzo gebe der Nachricht eine «menschliche Seele», hiess es in der Begründung der Jury. Am Samstagabend nahmen die beiden Journalisten in Wiesbaden ihre Auszeichnungen der Gesellschaft für deutsche Sprache (GfdS) entgegen.
In ihrer Laudatio für di Lorenzo sagte die ehemalige deutsche Bundestagspräsidentin Rita Süssmuth, dieser hebe bei seiner Arbeit mit einer hohen Sensibilität das Wichtige in den Vordergrund. «Im Ton verbindlich, lässt er dennoch Raum für eine Sichtweise, die bewertet werden kann.» Dabei sei der Halbitaliener, der mit 22 Jahren in den Journalismus einstieg, niemals belehrend und schreibe «in einem Stil voller Wertschätzung für den Menschen». Süssmuth lobte ausserdem seine von Fairness und Sensibilität geprägte Sprachkultur. «Er ist ein Mensch, der unendlich an seiner Sprache feilt.»
Hochachtung für die Fernseharbeit von «Wer-wird-Millionär»-Moderator Günther Jauch gab es von Laudator Armin Conrad, Leiter der 3sat-Redaktion «Kulturzeit». Durch seinen Mut und sein Talent habe Jauch sprachliche Massstäbe im deutschen Fernsehen gesetzt. «Er verabschiedet sich nie vom Werkzeugkasten, den die deutsche Sprache bereit hält», sagte Conrad. Wer ihn bei der Arbeit - egal, ob beim Skispringen oder bei der Millionenshow - sieht, der bemerke, dass sich der einstige Radiojournalist nicht nur um die deutsche Sprache kümmere, sondern sie durch ihn an Niveau gewinne.
«Er sagt zwar auch mal ein Äh», sagte der 3sat-Redakteur, «aber das ist ein anderes Äh als bei Stoiber - das ist die Vorbereitung zur sprachlichen Pointe!». Die sprachlichen Missgriffe des bayerischen Ministerpräsidenten Edmund Stoiber sorgen in Deutschland immer wieder für Spott und Hohn. Siehe auch: Sprachkultur-Medienpreis an «Spiegel» und Maischberger
Sonntag
07.05.2006